Von Walen, Gletschern und Kaffee…

…unsere Tage in Seattle!

Fast 10 Tage sind nun wieder vergangen. Aber diesmal ist wirklich wenig passiert bei uns. Unsere Reise neigt sich so langsam dem Ende entgegen und – ganz ehrlich – gerade merken wir, dass wir nichts dagegen haben und uns doch auf zu Hause freuen, auch wenn das bedeutet, dass unsere Zeit auf Reisen dann beendet ist. Wir befinden uns im Moment in einem Motivationstief, die bereits bekannte Reisemüdigkeit lässt mal wieder grüßen und nahezu nichts läuft so, wie es sollte. Aber alles der Reihe nach…

Am 16.06. waren wir in Woodenville bei Seattle angekommen und haben unsere Unterkunft, wo wir die nächsten acht Nächte verbringen sollten, bezogen. Okay, wir waren zeitlich etwas knapp dran, wir unterschätzen den Verkehr hier immer noch. Also hieß es nur: Rein in die Wohnung, Rucksäcke abstellen und los! Denn wir erfüllten uns einen lang geträumten Traum. Vor allem Julchen wollte nicht früher nach Hause fliegen, bevor wir Orkas in freier Wildbahn gesehen haben! Und endlich waren wir mal zur rechten Zeit am rechten Ort!

Und so ging es für uns nach Edmonds, wo wir wenig später bei strahlendem Sonnenschein ein Boot bestiegen und durch die Gewässer vor Seattle geschippert wurden. Die vier Stunden auf See vergingen wie im Flug. Alle an Deck hielten stets Ausschau nach Walen und so sahen wir an diesem Tag neben einigen wunderschönen Orkas (auch Killer- oder Schwertwale genannt) auch einen Grauwal, der zu dieser Jahreszeit eigentlich gar nicht mehr hätte hier sein sollen, keiner weiß warum er noch da war. Jedenfalls dümpelte er gemächlich in der Bucht herum und prustete immer mal wieder Luft nach oben. Auch erfuhren wir natürlich einiges über diese faszinierenden Tiere. Wusstet ihr zum Beispiel, dass Orkas eigentlich streng genommen keine Wale, sondern Delfine sind? Und dass sie zu den intelligentesten Tieren überhaupt zählen? Das nutzen sie zum Beispiel um ausgeklügelte Jagdstrategien anzuwenden und können sich sogar selbst im Spiegel erkennen, sie haben also ein Ich-Bewusstsein, was bei Tieren nicht immer der Fall ist. Wer mal eine Katze dabei beobachtet hat, wie sie versucht mit ihrem Spiegelbild zu kämpfen, weiß, was wir meinen ;o). Außerdem schlafen sie nachts wie Delfine eben auch mit nur einer Gehirnhälfte, die andere bleibt wach, sodass sie weiter schwimmen und zum Atmen an die Oberfläche kommen können. Auch ihr Familiensinn ist stark ausgeprägt und sie bleiben ein Leben lang zusammen in ihrer Gruppe und sind sehr empfindsam. Es war ein sehr schönes Erlebnis und wir sind nun nochmal mehr fasziniert von diesen tollen Wesen. Wir planen schon, wo auf der Welt wir nochmal Gelegenheit haben könnten, Orkas zu sehen.

Aber auf diesem Ausflug froren wir im kalten Wind auch ordentlich. Wir waren froh, uns dick eingepackt zu haben. Obwohl wir, als wir in der Sonne auf die Abfahrt unseres Bootes warteten, noch überlegten, ob wir nicht etwas zu viel angezogen hatten.

Den nächsten Tag verbrachten wir ruhig zu Hause. Julia fühlte sich nicht so gut und so legten wir einen Tag Pause ein.

Am Freitag ging es für uns dann jedoch in die Berge. Wir fuhren in den Olympic National Park. Um dort hin zu gelangen, beschlossen wir auf dem Hinweg die Fähre zu nehmen. So konnten wir theoretisch einige Kilometer Fahrtweg einsparen. Zudem hofften wir jedoch, auf der Fährfahrt vielleicht noch einmal Wale zu entdecken, was jedoch leider nicht geklappt hat. Weiter ging es also in die Berge des Olympic National Parks. Dieser ist einer der größten Nationalparks in den USA. Aufgrund der Größe hatten wir uns nur für einen kleinen Teil des Parks entschieden. Für den ganzen Park braucht man wohl mindestens eine Woche und selbst dann hat man noch nicht alles gesehen. So standen wir an diesem Tag hoch in den Bergen, blickten bis nach Kanada, tollten im Schnee und bewunderten die Klarheit der Seen und die Schönheit der Natur.

Am Samstag ging es für uns zum Mount Rainier, quasi dem Hausberg von Seattle. Man sieht ihn immer mal wieder am Horizont emporragen und manchmal entsteht ein absolut groteskes Bild dadurch, also würde er da nicht hin gehören, aber wirklich schön anzusehen. Schon verrückt. In Seattle selbst schneit es im Winter nur sehr selten mal, es soll eher nass und grau sein. Aber der Berg ist ganzjährig mit Schnee bedeckt, sogar jetzt, während der warmen Sommermonate. An diesem Tag unternahmen wir eine kleine Wanderung im Mount Rainier Nationalpark. Wieder ohne Bären oder Elchen zu begegnen. Aber es war schön, wieder in der Natur unterwegs zu sein. Und wenn wir ehrlich sind, wüssten wir auch nicht wie wir reagieren würden, würde tatsächlich ein Bär vor uns auftauchen.

Am Sonntag machten wir uns auf den Weg ins Zentrum von Seattle. Wir mussten unseren Leihwagen zurück bringen und verbanden das mit einem Tag in der Stadt. Nachdem das Auto abgegeben war, machten wir uns auf den Weg zum Pike Place, dem touristischen Zentrum der Stadt. Wir schlenderten durch die alten Markthallen des Fischmarktes, wo es inzwischen mehr Souvenirs als Fisch zu kaufen gibt, und standen fast eine Stunde an, um uns einen Kaffee bei Starbucks zu holen. Jetzt wird man sich fragen, wer bitte so verrückt ist sich so lange für einen Kaffee anzustellen, zumal es in Seattle noch mehrere Filialen der Kaffeehauskette gibt. Ja, diese eine Filiale, an der wir anstanden, ist aber die allererste Starbucksfiliale der Welt, quasi der Ursprung dieser mittlerweile weltweit bekannten Kette, und Basti, der Kaffeetassen aus jedem Land in das wir reisen von Starbucks sammelt, wollte hier unbedingt eine Tasse kaufen. Am Ende waren wir keine 10 Minuten in der Filiale, aber wir verließen sie jeder mit einem Kaffee und Basti stolz mit einer Tasse.

Vom Hafenviertel machten wir uns auf den Weg zum Wahrzeichen der Stadt. Der Space Needle, einem knapp 185 Meter hohen Aussichtsturm, der für die Weltausstellung 1962 gebaut worden war und nun die Skyline Seattles maßgeblich prägt. Nach tollen Ausblicken auf die Stadt, das Meer und die umliegenden Berge machten wir uns am Nachmittag auf den Heimweg. Genug erlebt für einen Tag.

Die folgenden Tage waren geprägt von unbefriedigender Planungsarbeit. Wieder mussten wir feststellen, dass uns die Auswirkungen dieses fiesen kleinen Virus ausbremsen. So viel hätten wir noch sehen wollen während unserer Reise und so wenig ist am Ende tatsächlich möglich. Selbst mit Impfung verlangen einige der wenigen Länder, die überhaupt offen sind und die wir bereisen wollten, weiterhin Quarantäne oder Tests, teilweise mehrfach und das wird auf Dauer ganz schön teuer und kompliziert zu planen. Es ist frustrierend und fühlte sich wie eine Sackgasse an. Wie wir es auch gedreht und gewendet haben, am Ende stellten wir fest, dass es so doch nicht funktioniert oder einfach unverhältnismäßig aufwendig und kompliziert werden würde. Nach einigen Depri-Tagen, die wir überwiegend in der Wohnung verbracht haben mit mäßigem Erfolg, steht nun ein Plan für die nächsten Wochen und wir hoffen, dass wir diesen auch so umsetzen können, wie wir uns das vorstellen. Die restliche Zeit haben wir abends ab und an Karten gespielt um auf andere Gedanken zu kommen, einmal am Pool der Wohnanlage gelegen oder mit unserem Gastgeber gequatscht. Eigentlich waren es ruhige Tage, die uns aber mental dennoch viel abverlangt haben… Wir möchten uns keinesfalls beschweren und sind dankbar, wir durften und dürfen so tolle Orte sehen, aber oft ist es einfach auch anstrengend, vor allem in der jetzigen Situation auf der Welt unterwegs zu sein.

Heute verbrachten wir den Tag noch hier bei Daniel, unserem Gastgeber. Zwischendurch haben wir uns ein Weingut hier in Woodenville angesehen, bevor wir uns nun die Nacht am Flughafen und im Flieger um die Ohren schlagen werden. Wir bleiben zwar noch ein wenig in den USA, aber die Distanzen sind hier doch andere Dimensionen, als im kleinen Deutschland, also nutzen wir einen Inlandsflug, um zu unserem nächsten Ziel zu gelangen.

Aber eines muss man noch abschließend zu Rain City sagen: Wir hatten keinen einzigen Tag Regen und statt dessen Temperaturen oft um die 30 Grad und strahlenden Sonnenschein :o). Die Gegend hier hat uns wirklich gut gefallen.

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