Unter der Erde…

…und dem Himmel so nah!

Vom schönen Provo mit den umgebenden und teils noch von Schnee bedeckten Hängen ging es nach einem doch sehr schlauchenden Planungstag, weil vollkommen umsonst, wie sich am Ende heraus stellte, zurück in die Wüste Utahs. Ein langer Weg stand uns an diesem Tag bevor. Und er endete – zumindest vorerst – einige Meter unter der Erde. Wir hatten uns auf den Weg zur Buckskin Gulch zwischen Page und Kanab gemacht. Die Bukskin Gulch ist ein so genannter Slot Canyon, eine enge durch fließendes Wasser entstandene Schlucht. Gerade in dieser Gegend gibt es einige dieser Canyons. Leider waren viele nur schwer zu erreichen oder aufgrund unseres besonderen „Freundes“ Covid-19, gesperrt. Aber in der Bukskin Gulch hatten wir Glück und es war ein tolles Erlebnis! Das Licht zauberte tolle Farben und die Sandsteinwände der nur wenige Fuß breiten Schlucht waren über die Jahrhunderte hinweg überraschend glatt geworden. Aber wir denken, Bilder sagen mehr als tausend Worte, wie man so schön sagt.

Von der Bukskin Gulch ging unsere Fahrt nach Cedar City, wo wir unser Zimmer bezogen. Diesmal waren wir zu Gast bei ausgewanderten Franzosen. Ein bisschen Europa fern der Heimat. Sehr lustige Geschichte. Als wir ankamen, redeten wir kurz und stellten uns vor. Dann sagten sie plötzlich, sie müssen nun gehen, sie haben ein Experiment vor. Und zwar haben sich die beiden ein Zelt gekauft, welches sie nun in ihrem Garten aufgebaut haben, um zu testen, ob das für sie funktioniert. Sie möchten nämlich in nächster Zeit Zelten gehen. Gut, also verschwanden die beiden nach draußen in den Garten und machten es sich gemütlich. Am nächsten Tag am Abend trafen wir sie wieder und fragten, wie denn nun ihr Experiment ausgegangen sei. Ob sie nun bereit wären zum Campen los zu ziehen. Die Antwort lautete daraufhin:“Es lief nicht so gut, nach fünf Minuten musste sie wieder ins Schlafzimmer umziehen, da er so sehr geschnarcht hat, und das hat sie im Zelt einfach gestört. Aber alles gut, sie haben jetzt noch ein weiteres Zelt gekauft, sodass jeder sein eigenes hat. Das probieren sie jetzt nochmal“. Wir schliefen also während unserer Zeit dort im Gästezimmer und unsere Gastgeber zelteten im Garten.

Aber nun zurück zu unseren Abenteuern.

Am ersten Juni war es mal wieder soweit. Der Wecker hatte seinen Einsatz. Verhältnismäßig früh am Morgen starteten wir in den Zion National Park. Wir hatten gehört, dass aktuell die Besucherzahlen in den amerikanischen Nationalparks explodieren. Auch die Amerikaner entdecken derzeit ihr eigenes Land, ähnlich wie es gerade in Europa der Fall ist. Und weiter haben wir gehört, dass mancher Nationalpark bereits frühzeitig wegen Überfüllung seine Tore schließt. Außerdem war es um den Memorial Day herum, also hatten wahrscheinlich auch einige Leute ein verlängertes Wochenende. Aber wir hatten Glück und konnten nach einer Stunde Anfahrt das Einlasstor gegen 08.00 Uhr passieren.

Wir entschieden uns für die Wanderung zum Angels Landing. Knapp 500 Höhenmeter standen uns bevor. Und so starteten wir unseren Aufstieg gegen 09:00 Uhr. Was wir dann nach rund einer Stunde und 30 Minuten Fußweg bergauf zu sehen bekamen, ließ uns an unserem Vorhaben zweifeln. Beim Angels Landing handelt es sich um einen Felsen, welcher nur auf einem schmalen Pfad an Sicherungsketten entlang bestiegen werden kann. Es gibt nur einen Weg. Für alle. Und teilweise ging es links und/oder rechts des Weges steil mehrere hundert Meter die glatte Felswand hinab. So schon eine anspruchsvolle Vorstellung. Aber wir hatten auch noch hunderte andere Menschen vor und hinter uns, zeitweise auch neben uns. Aber letztendlich entschieden wir uns, es zu versuchen, denn nun waren wir schon einmal da, wobei es wirklich oft an den Nerven zerrte. Viele viele Menschen wollten hoch, aber genauso viele wollten auch wieder hinunter. Wenn allerdings immer nur einer auf dem Weg laufen kann und nebeneinander nicht möglich ist, muss man sich absprechen und oft warten. Und wir warteten lange. In Gruppen, wo es gerade platztechnisch möglich war zu stehen. Wir brauchten für das kurze Stück von circa 800 Metern um die 90 Minuten. Und insgesamt fünfeinhalb Stunden von Start der Wanderung bis zur Rückkehr. Absolut verrückt. Am Ende haben wir es geschafft und standen am Landepunkt der Engel mit einem atemberaubenden Ausblick. Dieses Erlebnis wollen wir definitv nicht missen, aber der Weg dorthin hat uns doch den ein oder anderen Angstschweißtropfen gekostet. Denn wenn man fallen würde, dann ohne Stop 500 Meter tief. Keine schöne Vorstellung.

Da sollte es für uns an diesem Tag hoch gehen

Nach diesem doch sehr anstrengenden Tag passierte nicht mehr viel mit uns, am Ende sind wir insgesamt um die 24 Kilometer bei hohen Temperaturen in der prallen Sonne gewandert. Am nächsten Tag ging unsere Reise weiter.

Wir besuchten erneut den Valley of Fire State Park nahe Las Vegas. Bei unserem ersten Besuch vor einigen Wochen hatten wir leider einen bestimmten Wanderweg ausgelassen, worüber wir uns im Nachhinein ärgerten. Und am Ende des Tages sollten wir sehr froh sein, dass wir noch einmal hierhin zurückgekehrt waren, auch wenn es einer unserer heißesten Tage auf unserer Reise werden sollte.

Bei 34 Grad Celsius starteten wir unsere kleine Wanderung, die insgesamt nur 2,4 Kilometer lang sein sollte. Es ging hinein in die Wüste. Wir spürten merklich die Temperatur (natürlich waren wir mal wieder um die Mittagszeit unterwegs, wir lernen wohl auch nicht mehr daraus ;o)). Und am Ziel angelangt stellten wir fest, dass nicht nur wir die Hitze spürten. Sowohl Bastis Handy, als auch unsere Drohne stellten ihren Betrieb aufgrund Überhitzung ein. Zum Glück hatten wir noch unsere Kamera dabei, die besser durchhielt und so konnten wir von dieser tollen Sandsteinformation, The Fire Wave, ein paar schöne Fotos schießen, bevor wir uns auf den Rückweg machten. Im Auto stellten wir dann fest, dass die Temperatur inzwischen auf über 45 Grad Celsius (im Schatten wohlgemerkt) angestiegen war. Es war wirklich krass, wie sehr man merkte, dass der Körper allmählich austrocknete und was die Hitze mit einem macht. Der Name des Tals trägt seinen Namen definitiv zurecht. Zum Einen erinnern die Felsformationen mit den bunten Farben, wie sie in der Sonne leuchten, an Flammen. Zum anderen trägt die Temperatur dazu bei, dass man sich auch noch zusätzlich so fühlt, als würde man zwischen Feuer umher laufen. Die Warnhinweise vor Hitzschlag, die man hier überall findet und auch zugesteckt bekommt, wenn man den Park zu einer gewissen Jahreszeit betritt, haben definitiv ihre Berechtigung! Eine zweite Wanderung durch einen Slot Canyon haben wir dann auch doch lieber bleiben lassen und haben uns auf den Weg nach Boulder City gemacht, wo wir wieder unsere liebgewonnene Unterkunft von unserem ersten Aufenthalt hier bezogen.

Am zweiten Juni sollte einer unserer anstrengendsten Fahrtage hier bisher bevorstehen. Und wir sollten am Ende noch zwei weitere Male in Las Vegas aufschlagen, was wir so nicht eingeplant hatten. Am Morgen starteten wir bewusst und geplant nach Las Vegas. Basti wollte unbedingt noch ein Bild von uns am Las Vegas Zeichen bei Tag. Also ab in die Stadt.

Danach ging es für uns nach Kingsman, eine Stadt an der berühmten Route 66, die wir an diesem Tag in Richtung Los Angeles fahren wollten. Nach einigen Stunden kamen wir in Kingsman an. Überall wurde für die Mutter aller Straßen geworben und so fuhren wir auch einige Meter diesen legendären Highway entlang. Man muss wissen, dass die Route 66 inzwischen nicht mehr komplett existiert und man oftmals suchen muss, um noch den ein oder anderen Streckenabschnitt zu finden. So suchten wir. Als wir dann auf einer Schotterstraße unterwegs waren, musste auch Basti endlich zugeben, dass wir nicht mehr auf der Route 66 waren. Und da uns diese ganze Sucherei in der Hitze durch die Wüste dann auch zu anstrengend war, entschieden wir, uns auf direktem Wege nach Los Angeles zu begeben.

Kurz nach Bullhead City hatte dann aber unser Auto nicht mehr so richtig Lust auf die Reise mit uns. Ihm war es wohl auch zu heiß. Ein Vorderreifen platzte. Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert, Basti konnte uns sicher auf den Standstreifen manövrieren. Aber so haben wir dann mal bei wieder über 40 Grad in der prallen Sonne den Reifen gewechselt. Was nun? Nach Los Angeles waren es noch knapp 300 Meilen, nach Las Vegas 80 Meilen. 300 Meilen mit Reserverad oder 80 Meilen mit Reserverad in die Gegenrichtung und dann evtl. mit neuem Wagen knapp 400 Meilen. Wir entschieden uns für Las Vegas, tauschten dort den Wagen und kamen am Ende spät am Abend in Riverside bei Los Angeles an, wo wir sehr herzlich von unseren Gastgebern in Empfang genommen wurden.

Wir waren zurück nach Los Angeles gereist, um unseren Wagen zu wechseln. Unsere Leihperiode war ausgelaufen und so mussten wir zurück, das alte Auto (gestern) abgeben und ein neues Auto (kleiner, dafür teurer) in Empfang nehmen.

Nach dem Autotausch besuchten wir das Griffith Observatory, ein Observatorium in den Hollywoodhills, das für seine tolle Aussicht auf Los Angeles bekannt ist. Am Ende sahen wir nur wenig von der Stadt. Diese verschwand im Smog der Metropole. Die Skyline war nur schemenhaft am Horizont zu erkennen.

Danach ging es den Sunsetboulevard entlang zum Rodeo Drive, der Straße in Beverly Hills, wo alle Geschäfte stehen, die Rang und Namen haben und auch Julia Roberts in Pretty Woman shoppen war. Gucci, Versace, etc.

Und dann sollte es wieder ein langer Tag auf der Straße werden. Im Stop-and-Go Verkehr auf dem Highway von Los Angeles nach Riverside. Eine Strecke, für die man – ohne Stau – eine Stunde braucht, haben wir ausgiebig in über 4 Stunden kennen gelernt. Wir hatten schon gehört, dass der Verkehr in Los Angeles Wahnsinn sein soll, aber so heftig hatten wir das nicht erwartet. Nach diesen verrückten Tagen auf der Straße, haben wir beschlossen, heute einfach mal zuhause zu bleiben. Der Roadtrip kann uns heute einfach mal. Wir wohnen hier bei einem supernetten jungen Paar in deren Haus mit Garten. Gerade sitzen wir in bester Gesellschaft von Hühnern, einer großen Landschildkröte und einem sehr freundlichen und süßen Hund im Garten und tippen unsere Erlebnisse der letzten Tage in die Tastatur.

Morgen führt uns unser Weg wieder nach Los Angeles, diesmal aber nur durch. Mal sehen, ob der Verkehr am Sonntag entspannter sein wird, als am Freitag Mittag. Wir hoffen es…

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