
…karibische Strände, Mayas und Cenoten!
Als Basti früher an Mexiko dachte, dachte er unweigerlich an Tulum. So viel hatte er von dem ehemaligen Fischerdorf am karibischen Meer gehört, Bilder von Mayastätten an den Klippen zum Meer hin gesehen und über das mexikanische Kleinod gelesen. Wie die Realität die eigene Vorstellung doch manchmal enttäuschen kann…
Wir hatten in den letzten Tagen und Wochen viel von Tulum gelesen. Über das hippe und entspannte Dorf auf der Yucatan-Halbinsel, das sich zum Touristenmagneten entwickelt hat, dennoch aber sein Flair behalten hätte. Von kilometerlangen weißen Sandstränden, aber auch von jüngsten Schießereien unter verfeindeten Drogenkartellen im Kampf um die Vorherrschaft in Tulum. Ja, liebe Familie, das haben wir euch ehrlich gesagt im Vorfeld verschwiegen, wir wollten eure Nerven nicht unnötig strapazieren. Vor ein paar Wochen kam es in dem bisher so friedlichen Tulum zu bewaffneten Auseinandersetzungen. Aber zu eurer Beruhigung, was unsere weitere Reise betrifft, wären wir nicht dorthin gefahren, wenn es zu gefährlich gewesen wäre.
Wir hatten lange überlegt und auch viel mit Leuten gesprochen, die kürzlich in Tulum waren oder hier leben, ob wir denn die Reise nach Tulum antreten sollten, denn man macht sich ja schon so seine Gedanken und will nicht unbedingt zwischen solche Fronten geraten. Wir hörten viele verschiedene Meinungen und wir bezogen jede einzelne in unsere Überlegungen mit ein, aber wir hatten uns am Ende für einen Abstecher dorthin entschieden. Das Nachtleben wollten wir ja sowieso meiden und auch sonst bewegten wir uns vorsichtig und ohne ein unnötiges Risiko einzugehen. Außerdem war Tulum wahrscheinlich zum Zeitpunkt unseres Aufenthaltes die sicherste Stadt in ganz Mexiko. Schwer bewaffnete Polizei- und Militäreinheiten bestreiften die Gegend, sodass es selbst Basti eindrücklich fand, was da aufgefahren wurde. Aber kommen wir nun zu unseren Tagen in Tulum.
Bereits bei unserer Ankunft stellten wir fest, dass von dem ehemaligen Fischerdorf nichts mehr geblieben war. An der Hauptstraße reihten sich Restaurants, Souvenirläden, Tourenanbieter und Unterkünfte aneinander. Selbst mit all unserem Gepäck wurden wir von den Händlern angesprochen und in ihre Geschäfte gebeten. Der Tourismus hat Tulum überrannt und nun fest im Griff. Keine Frage, Tulum bietet einiges an hippen Läden und vielleicht haben wir es auch in der falschen Stimmung erwischt, aber irgendwie hat es uns nicht ganz so abgeholt. Wir sind mit der Ecke nicht so warm geworden, aber das ist nur unsere persönliche Empfindung und jemandem anderen gefällt es hier vielleicht total.
Wir hatten wieder eine Unterkunft in einem Wohngebiet. Die Musik der Clubs hörte man dennoch ab und an bis zu uns herüber hallen. Wir waren wie gesagt etwas desillusioniert von dem, was wir bereits jetzt von Tulum gesehen haben und wie wir es uns vorgestellt hatten, freuten uns aber dennoch auf den nächsten Tag. Denn wir wollten uns die Ruinen von Tulum ansehen.
Am Sonntag Morgen radelten wir also mit vor sich hin quietschenden Drahteseln zu den nahe der Stadt gelegenen Mayastätten. Die Mayastätten in Tulum sind – geschichtlich gesehen – nicht so besonders oder wichtig, wie z.B. Uxmal oder Ek Balam, haben aber die Besonderheit, dass es die einzigen Mayaruinen am Meer sind. Wir waren verhältnismäßig früh da. Allerdings mit vielen vielen anderen Menschen. Die Mayastätte war jetzt schon überlaufen und man hatte bei vielen der Besucher das Gefühl, dass sie eigentlich nur wegen des ein oder anderen Fotos für Instagram da waren und sich eher wenig für die Ausgrabung an sich interessierten. Top gestylt mit passendem Outfit wurde da posiert. Aber wir konnten dennoch einigermaßen entspannt durch das Areal schlendern, uns alles anschauen und auch den ein oder anderen Schnappschuss machen.
Danach radelten wir zu den nahe gelegenen Stränden. Tulum selbst ist dreigeteilt. Zum einen der Hauptort (wobei es kein Dorf mehr ist sondern eher eine Kleinstadt), wo wir wohnten, dann die archäologische Zone und schließlich die Hotelzone direkt am Meer. Zwischen archäologischer Zone und Hotelzone lagen die berühmten kilometerlangen Strände Tulums.
Bereits von den Ruinen aus hatten wir einen Blick auf das Meer werfen können und leider bereits Böses geahnt, was sich am Strand bewahrheitete. Auch hier hatte sich das Seegras breit gemacht. Die Strände und Strandbars waren wirklich wunderschön, aber das Seegras war am Strand und im Wasser. Diesmal waren wir ins Wasser gegangen, um uns etwas abzukühlen. Schön war es leider nicht. Erst musste man über einen breiten Teppich aus getrocknetem Seegras laufen, dann kam das frische angespülte Seegras und schließlich im Wasser angekommen schwamm man in dem Seegras, das die nächsten Stunden oder Tage am Strand ankommen sollte. Es war ernüchternd. Vor allem, weil vor ein paar Monaten noch nichts vom Seegras zu sehen war. Wir hatten wirklich traumhafte Bilder von anderen Reisenden gesehen und uns sehr auf die wunderschönen Strände gefreut. Auf dem Rückweg nach Hause fuhren wir wieder am Eingang zu den Ruinen vorbei. Wir dachten bereits, dass am Morgen viele Menschen da gewesen wären. Die Schlange am Eingang war nun mindestens drei Mal so lang wie bei uns.
Für Montag hatten wir uns einen Roller gemietet. Um Tulum herum sollte es einige Cenoten geben, von denen wir uns auch den ein oder anderen ansehen wollten.
Wir starteten am Gran Cenoten. Sehr touristisch erschlossen und kein Vergleich zu den Cenoten, die wir bei Valladolid besuchen durften, aber trotzdem wunderschön und ein Erlebnis. Der Gran Cenote ist ein teils offener Cenote mit zwei Zugängen. Von den Zugängen konnte man auch in eine Höhle hinein, oder durch eine Höhlenverbindung vom einen Zugang zum anderen schwimmen. Das war schon sehr cool, da im kristallklaren Wasser zu schwimmen, um uns herum kleine Schildkröten und über uns (also in den Höhlen) herumschwirrend die Fledermäuse.
Im Anschluss an dieses Erlebnis irrten wir einige Zeit etwas planlos umher und fuhren von einem Cenoten zum nächsten. Wir müssen zugeben, dass wir bereits bei Valladolid die Eintrittspreise als eher nicht so günstig empfanden. Tulum toppte diese Preise allerdings teils um das Vierfache. Darum hatte es lange gedauert, bis wir uns schließlich für einen Cenoten-Park entschlossen haben, was erstmal nicht so beschaulich klingt. Aber hier konnten wir zwei Cenoten besichtigen. Weitere Cenoten auf dem Gelände waren leider wegen Covid-19 geschlossen oder nur zum Tauchen geöffnet. Und darauf waren wir so spontan nicht vorbereitet :o).
Wir besuchten also zunächst die Cenote Dos Ojos (zwei Augen). Ein größeres unterirdisches Höhlensystem mit zwei eingestürzten Höhlen, den zwei Augen. Dieser Cenote hatte es Julchen angetan. Das Wasser war auch hier wieder glasklar und wir konnten eine Gruppe Taucher, die unter uns entlang tauchte, beobachten.
Aber unser beider Highlight war unser letzter Cenote. Nicte Ha. Wir hatten bei Dos Ojos etwas getrödelt, weshalb wir dann leider nur eine halbe Stunde für diesen Cenoten hatten, bevor das Areal seine Tore schloss. Aber diese halbe Stunde haben wir bestmöglich ausgenutzt :o). Nicte Ha kann man sich als Seerosenteich mit umliegenden Felswänden vorstellen. Am Grund wachsen die Pflanzen und in Kombination mit dem glasklaren Wasser schimmerte der ganze Teich leuchtend grün. Wir waren fast alleine dort und genossen jede Minute. Das hat uns schon sehr gut gefallen, vor allem war es ein komplett anderer Cenote, als wir bisher gesehen haben!
Heute geht unsere Reise weiter. Von Tulum ging es mit dem Bus erstmal nach Cancun, wo wir vor fast genau fünf Wochen gelandet sind. Hier haben wir aber nur eine Zwischenübernachtung gebucht. Denn morgen früh geht’s zum Flughafen. Wir verlassen nicht das Land. Noch nicht. Aber wir wollen uns die Gegend um Puerto Escondido an der Pazifikküste ansehen. Wir sind schon sehr gespannt!