
… Mauritius
14.03.2020 – Vierzehnter Eintrag
Es ist 07.00 Uhr am morgen, die Blase drückt, ich wache auf. Neben mir schläft das Julchen tief und fest. Ein ungewohnt heller Schimmer dringt durch die Vorhänge. Während ich noch schlaftrunken ins Badezimmer tappe, denke ich mir nichts weiter dabei. Dann der Blick aus dem Badezimmerfenster. Etwas leuchtend blaues blendete mich. Und so langsam begriff ich, was ich da sah… Ich konnte tatsächlich den Himmel sehen. Keine Wolke, strahlender Sonnenschein. Ungewohnt und doch vertraut…
Ja, es hat sich einiges getan seit unserem letzten Eintrag. Dazu später mehr, aber jetzt erstmal zu unserem letzten Tag hier auf Mauritius.
Nachdem es gestern wirklich komplett durchgeregnet hatte, hatten wir den Tag in unserer Unterkunft verbracht. Wenig angenehm daran war jedoch, dass wir a.) unseren herrlichen überdachten Balkon samt Outdoor-Küche nicht nutzen konnten, da der Regen mit den Sturmböen auch von der Seite kam und alles unter Wasser gesetzt hatte, und b.) weil der stete Regen selbst durch das Mauerwerk seinen Weg in unser Zimmer gefunden hatte. Gut, ist halt so. Also, zu gestern gibts wenig zu berichten.
Heute jedoch waren wir doch früher auf, als gedacht. Laut Wetterbericht hätte es auch heute durchregnen sollen, aber wir hatten dann doch eher dem geglaubt, was wir mit eigenen Augen gesehen hatten. Also raus aus den Federn, Frühstücken und los. Auf in den Nationalpark, das Hinterland, die Berge, auf zu den Wasserfällen.
Voller Euphorie ging es los. Und dann, keine 5 Minuten gefahren, ziehen Wolken auf. Ach, wird schon wieder wegziehen.
Angekommen am ersten Spot, dem Chamarel Waterfall. Der höchste Wasserfall der Insel und eine der Top Sehenswürdigkeiten. War auch wirklich schön anzusehen. Bei unserer Recherche über die Insel hatte ich bereits Bilder vom Wasserfall gesehen, konnte aber nicht verstehen, wieso dieser so gehypt wurde. Aber wenn man ihn dann doch mit eigenen Augen und nicht nur auf Bildern sieht, ist er doch sehr beeindruckend.

Und dann… die ersten Tropfen… Ach, das geht schon, weiter, nächster Hotspot. Die Siebenfarbigen Erden. Überspitzt dargestellt ist es ein großer Dreckhaufen mitten im Regenwald, der umzäunt ist und die Touristen laufen drum herum und schauen ihn sich an. So meine Denke. Aber auch hier muss ich zugeben, die Erde selbst zu sehen, war schon interessant. Eine kleine Hügellandschaft in vielen verschiedenen Erdtönen, vulkanischen Ursprungs und sehr sehr alt. Bei Sonnenschein wären die Farben wahrscheinlich noch intensiver gewesen, aber selbst so war es doch sehr bunt hier.


Aber aus wenigen Tropfen wurde ein Schauer und aus dem Schauer wurde ein Regenguss und die anfängliche Euphorie war wieder im Keller. Beim nächsten Aussichtspunkt an einem Wasserfall haben wir dann nicht einmal mehr die Kamera auspacken können.
Am Parkplatz hatten wir dann aber endlich die Möglichkeit, eine Ananas mit Chili probieren zu können. Ein Obstverkäufer hatte uns hier die Mischung frisch zubereitet. Ist wohl recht verbreitet hier, für uns dennoch neu, aber lecker.
Im nun wieder strömenden Regen hatten wir uns dann entschlossen, nach Hause zu fahren, wo wir jetzt auch den Tag ausklingen lassen, da wir doch noch einiges zu erledigen haben. Z.B. müssen wir packen…
Ja, ihr habt richtig gelesen. Wir müssen packen. Denn: Morgen früh verlassen wir Mauritius. Wahrscheinlich ist Covid-19, oder Corona, wie es doch öfter genannt wird, in Deutschland präsenter als ihr es bei uns meint. Und es ist auch so, hier auf Mauritius selbst spürt man nichts von all dem. Niemand ist mit Mundschutz unterwegs, die Supermarktregale sind prall gefüllt, es gibt genug Nudeln und Toilettenpapier für alle. Spass beiseite. Wir, und vor allem Julia, befassen uns sehr mit dem Virus, der Pandemie und der damit einhergehenden Folgen, die man wohl bei weitem noch nicht abschätzen kann. Inzwischen machen fast im Stundentakt immer mehr Länder ihre Grenzen und Flughäfen dicht. Viele Flüge werden storniert, Visa werden für ungültig erklärt, Länder rufen ihre Landsleute auf, nach Hause zu kommen, und und und. Alles, um die Ausbreitung des Viruses einzudämmen. Was ja auch absolut sinnvoll ist. Wir haben auch überlegt, was denn nun das Beste zu tun wäre. Ich will hier gar nicht all unsere Gedankengänge kund tun. Es sind jede Menge und ist eine schwierige Situation aktuell für jeden und man weiß gar nicht, was das Richtige ist.
Letztendlich haben wir folgenden Plan: Trotz verlängertem Visum werden wir morgen weiterreisen. Nach Südafrika. Zunächst hatten wir vor, noch bis zum 20.03. hier zu bleiben, da nächste Woche auch das Wetter besser werden sollte und wir hier noch so viel erleben wollten. Aber was, wenn dann ab 20.03. eine Ausreise nicht mehr möglich ist, weil die Grenzen dicht gemacht werden? Dann würden wir hier festsitzen. Ja, im Paradies und vermutlich gut geschützt auf einer Insel. Aber für wie lange? Wer weiß. Also haben wir den Entschluss gefasst, so schnell wie möglich nach Südafrika zu reisen und dort bis auf weiteres erstmal in der jetzigen Situation zu bleiben. Südafrika stand für uns als nächstes Ziel schon fest. Es ist ein sehr großes Land, das man gut und vor allem lange bereisen kann, ohne dass einem langweilig wird. Außerdem haben wir hier auch aufgrund der Weite des Landes die Möglichkeit, den Kontakt zu anderen Menschen auf ein Minimum zu reduzieren. Theoretisch wäre es sogar möglich über den Landweg zurück nach Europa zu reisen, wenn es nötig wäre. Das wäre zwar nicht das, was wir uns für unsere Weltreise vorgenommen hatten, aber wir wollten ja auch flexibel bleiben und es könnte auch spannend sein :o). Vielleicht heißt es irgendwann Julia und Basti im Kongo… Nein, Spaß, aber wir haben unserer Meinung nach mehr Möglichkeiten in Südafrika als hier. Eine Rückkehr nach Deutschland schließen wir aktuell aus. Ihr wisst alle selbst besser als wir, wie es dort aktuell zu geht, da sind wir hier wahrscheinlich aktuell wirklich sicherer bzw. besser geschützt. Aber – um vor allem unsere Eltern zu beruhigen – wir haben auch darüber gesprochen, im schlimmsten Fall die Reise abzubrechen, bzw. zu pausieren. Noch sehen wir diesen Zeitpunkt noch nicht gekommen, aber auch dieser Gedanke kam uns bereits.
Nun denn, jetzt seid ihr auf dem aktuellen Stand für unsere Pläne. Wenn alles glatt geht, kommt unser nächster Beitrag also aus Südafrika. Wenn es Probleme geben wird, kommt er von La Reunion, da wir dort eine Zwischenlandung haben, oder halt dann doch von Mauritius, weil man uns nicht mehr gehen lassen mag. Wir werden sehen. Auf jeden Fall werden wir morgen Abend berichten, wo wir sind.
Bis dahin, Daumen drücken, dass alles klappt. Passt auf euch auf und Hände waschen!
12.03.2020 – Dreizehnter Eintrag
Wieder musstet ihr lange warten, bis ihr etwas von uns hört. Das hatte verschiedene Gründe. Alles begann schon bei unserer Landung auf Mauritius und die Geschichte nahm ihren Lauf… Vorneweg, es geht uns gut!
Wir landeten am Mittwoch, den 04.03.2020, mit ca. zwei Stunden Verspätung am Sir S. Ramgoolam International Airport of Mauritius. Alles ging ohne Probleme weiter, die Corona-Fieber-Kontrolle haben wir überstanden, wir durften ohne Quarantäne einreisen. Weiter ging es zum Immigration-Check. Da erwarteten wir eigentlich auch keine Probleme – dachten wir zumindest. Nachdem wir alles vorgezeigt hatten – der Beamte war sehr genau – bekamen wir den Einreisestempel in den Pass. Bei genauerem Hinsehen bemerkten wir jedoch, dass wir nur ganze 12 (!) Tage Aufenthalt genehmigt bekommen haben. Normalerweise darf man mit einem europäischen Pass 90 Tage ohne Visum bleiben. Wir nicht… Lag wohl an unserem Rückflugticket, das auf den 10.03.2020 datiert war. Jetzt mag man sich fragen, warum wir das denn getan hatten, sprich einen so frühen Rückflug gebucht hatten. Die Erklärung folgt :o). Zur Einreise benötigten wir ein Rückflug- oder Weiterreiseticket. Das hatten wir mit dem Hinflug zusammen gebucht, da es günstiger war, von La Reunion aus einen Hin- und Rückflug statt eines One-Way-Fluges nach Mauritius zu buchen. Wir hatten die Intention, dass wir diesen Flug (also den Rückflug) dann – da wir ja eh 90 Tage da bleiben dürfen – verfallen lassen und irgendwann, wenn wir weiterreisen wollen, einen Flug buchen würden. Also, Rückflug ohne weiter darüber nachzudenken für den 10.03. zum Hinflug dazugebucht. War ein Fehler, wissen wir jetzt, haben auch daraus gelernt. Denn: Der korrekte Grenzbeamte bemaß unseren Aufenthalt an unserem Rückflugticket. Warum 90 Tage ausstellen, wenn den beiden eigentlich sechs Tage reichen würden? Und falls sie den Flug verpassen, oder was auch immer passiert, stempel ich ihnen halt 12 Tage in den Pass… Und wir konnten auch schlecht sagen, dass wir vorhaben, unseren Flug verfallen zu lassen und länger da bleiben möchten. Da wären wir wahrscheinlich nicht mal am Grenzbeamten vorbei gekommen sondern hätten einen direkten Rückflug nach La Rèunion bekommen. What ever…
In den nächsten Tagen hieß es dann für uns, uns schlau zu machen, wie wir länger im Land bleiben könnten. Es folgte ein Besuch in der Landeshauptstadt Port Louis. Zum einen, um uns die Stadt anzuschauen, zum anderen, um der dortigen Einwanderungsbehörde einen Besuch abzustatten. Im Amt erfuhren wir dann, dass es gar keine Kleinigkeit war, seinen Aufenthalt hier zu verlängern. Neben diversen Unterlagen, dass wir auch genug Geld hätten, um uns einen Aufenthalt hier zu finanzieren, neues Weiterflugticket etc. benötigten wir auch einen Einheimischen, der uns schriftlich bestätigt, dass wir bei ihm wohnen. Von diesem wollte die Behörde zusätzlich eine Kopie der Stromrechnung und des Passes, zum Beweis, dass die Person sowie Unterkunft tatsächlich existieren. Ihr denkt euch jetzt bestimmt, ok, geht ja… Problem war, wir hatten erstmal nur eine Unterkunft für 5 Nächte und danach wollten wir spontan weiter. Nun gut, die erste Woche hier war leider wenig aufbauend für uns. Zudem regnete es quasi durchgehend viel, bis auf wenige kurze Pausen, und uns saß unsere eventuell baldige Ausreise im Nacken.
Gestern hatte sich dann ein Teil zum Guten gewendet. Wir wohnen momentan bei einer Österreicherin in einer Unterkunft, die sie mit ihrem Partner hier betreibt. Und wiederum deren Vermieter bürgt doch tatsächlich für uns. Gestern gab es dann den ersehnten Stempel in unseren Pass. Wir dürfen noch bis Mitte April hier bleiben.
Wir hatten ehrlich gesagt damit gerechnet, dass wir bald schon wieder die schöne Insel verlassen müssen, ohne wirklich etwas davon gesehen zu haben. Denn durch die sturzbachähnlichen Regenfälle und Gewitter war es quasi unmöglich, in den Tagen, die wir schon hier waren, groß Ausflüge zu machen. Da bekommt die Bezeichnung Regenwald gleich eine ganz andere Bedeutung und macht dem Namen alle Ehre… Deswegen ist es momentan auch schwierig Fotos zu machen, da man darauf leider nicht viel von der Insel sehen würde. Auch das Meer erinnert aktuell leider eher an einen Baggersee in der Heimat ;o).
Aber ein kleines bisschen was haben wir hier dann doch schon unternommen ;o):
An einem Tag hatten wir Glück, die Sonne hat heraus gespitzt und wir haben den Botanischen Garten in Pamplemousse besucht. Vor allem der Teich mit den Riesenseerosen und die Lotusteiche haben es uns angetan.
Mexikanische Seerose Palmenwald Lotusteich Lotuseffekt
Am Nachmittag waren wir mit unserem Auto im Norden der Insel unterwegs, waren aber nirgends wirklich hängen geblieben. Dennoch, eine längere Rundfahrt durch den Norden der Insel als gedacht gemacht.
Vorgestern hatten wir eigentlich den Plan, einen Nationalpark mit mehreren Wasserfällen, Tempelanlagen und anderen Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Letztendlich sind wir dann jedoch wieder wetterbedingt in der Rhumerie de Chamarel gelandet, um uns anzusehen, was aus den ganzen Feldern voller Zuckerrohr, die es hier überall gibt, unter anderem gemacht wird. Rum…(Surprise suprise :oD) Wir durften am Ende der Führung neun Sorten probieren (und zwischendurch gabs noch einen Cocktail), was dazu führte, dass wir erstmal eine kleine Pause im Anschluss eingelegt hatten, bevor wir weiter fahren konnten ;o)… ( Zum Glück ist Basti der Fahrer, ich hätte wahrscheinlich noch nicht wieder fahren können) War aber interessant und zunehmend lustig. Und wir haben ein nettes Pärchen aus Nordrhein-Westfalen kennen gelernt, viele Grüße an dieser Stelle an Rachel und Christoph :o) !
Dieser grüne Gecko wollte scheinbar auch mal probieren
Allerdings bleiben wir wohl doch eher dem Wein (und dem Bier) treu. Rum nur im Cocktail.
Heute morgen als wir aufgestanden sind, dachten wir uns dann, schön, wir dürfen hier bleiben und die Sonne scheint! Erst noch Obst am Straßenstand gekauft und auf nach Gris Gris, einem eigentlich sehr schönen Aussichtspunkt an einer Klippe im Süden von Mauritius. Dort gibt es so hohe Wellen, die an die Felsen preschen und wieder herunter laufen, dass es aussieht, als ob die Klippen weinen. Daher auch der Name „La Roche qui pleure“, der Felsen, der weint… Ja, was sollen wir sagen, es zog ein Gewitter auf und wir sahen quasi nichts. Und lange draußen stehen und warten wollten wir auch nicht. War ja schließlich ein Gewitter.
Ok, weiter sollte es zu den Rochester Falls gehen. Vielleicht hört der Regen ja wieder auf… Spoiler: hat er nicht. Wenn ihr wissen wollt, wie sie eigentlich aussehen, googelt sie mal und schaut euch die Bilder an, wirklich schön! Wir hatten diesen Blick:

Der Weg dorthin war auch ein Erlebnis für sich, vor allem in FlipFlops.

Wir schauen mal, wie sich das Wetter noch entwickelt, vielleicht fahren wir nochmal hin.
Für uns und unsere Papaya vom Straßenstand ging es dann wieder „nach Hause“. Nach einem Bremsmanöver auf dem Hinweg aufgrund einer komplett überfluteten Straße, mussten wir die Sicherheitsvorkehrungen für sie ausweiten und haben sie angeschnallt. Sie hat die Fahrt gut überstanden und leistet uns nun wohlbehalten weiterhin Gesellschaft. Safety first.
Jetzt dürfen wir alle gespannt sein, wie sich unsere Zeit hier auf Mauritius weiterentwickeln wird. Ja, „Warte nicht, bis das Unwetter vorbeizieht, lerne im Regen zu tanzen“. Das haben wir gelernt, aber irgendwann tanzt man dann halt doch lieber wo anders weiter…
Liebe Grüße aus Mauritius im Indischen Ozean, die Insel, die in etwa so groß ist, wie das Münchner Stadtgebiet, so vielfältig, bunt und lebensfroh. Und der Natur tut der Regen ja auch mal gut ;o)
Ach, und euch allen einen „Happy Independence-Day“! Heute ist Nationalfeiertag auf Mauritius. Viele Autos und Häuser sind mit der Nationalflagge geschmückt. Ansonsten merkt man allerdings eher wenig vom Feiertag.

… na, da bin ich aber froh, dass die Papaya überlebt hat🥰…Regen im Paradiesgarten ist doch auch ein schönes Erlebnis, gell:0)?
Ach ist es bei euch herrlich! Ich bin ganz entzückt und freue mich wie immer sehr über eure Nachrichten vom anderen Eck der Welt! Ob Sonnenuntergang oder Schlammrutsche und Blätterwald im See oder an den Bäumen,- die Bilder sind einfach nur 👍. Und ein Prost auf eure nächsten Cocktails 🍹!
…. und Bürokratie gibt es nicht nur hier bei uns in Germany;0), man mag es kaum glauben!!!!
Ihr Lieben, viele liebe Grüße und weiterhin eine gesunde Zeit, seid umarmt!
Ihr Lieben, toi toi toi, wir drücken euch unsere frischgewaschenen Daumen, dass ihr morgen gut ins nächste Land huschen könnt…es ändert sich ja fast stündlich die Empfehlung, was nun zu tun ist…
Wir denken fest an euch!
Liebste Grüße aus der toilettepapierleeren Heimat!!
Meldet euch!
😘