Sonne, 26 Grad Celsius, Palmen…

…Weihnachten 2020 in Mother City!

***gleich vorne Weg: der letzte Beitrag wurde nun endlich mit Bildern bestückt!***

Nun sind tatsächlich „erst“ etwas mehr als zwei Wochen vergangen, seit wir zuletzt von uns hier haben hören lassen. Für uns fühlt es sich in Wirklichkeit allerdings viel viel länger an. Wir haben so unglaublich viel erlebt! Und heute nehmen wir uns die Zeit, das mal alles Revue passieren zu lassen, unsere Gefühle in Worte zu fassen und nun endlich auch mit Bildern zu untermalen.

Es ist der 27.12.2020. Wir sitzen in Kapstadt. Südafrika. Es war alles andere als ein leichter Weg hierhin, aber dazu gleich mehr.

Am Ende unseres letzten Beitrags waren wir nahe der Grenze zu Angola im Norden Namibias. Lasst uns hier anknüpfen.

Nach unserer Nacht an den Epupa-Falls ging es für uns zurück. Es stand ein Fahrtag an. Es sollte wieder ein langer langer Tag werden. Geendet hatte unser Weg abends auf einer Campsite irgendwo im Nirgendwo zwischen den Städten / Ortschaften Kamanjab und Palmwag. Dies sollte eine der schönsten Campsites unserer Zeit hier in Namibia werden.

Am zwölften Tag ging es weiter. Ans Meer und ins Schutzgebiet Skeleton Coast. Bis wir dort waren ging es durch beeindruckende Landschaften und hohe Pässe. Wir kamen nur schleichend vorwärts, da hinter jeder Kurve, jedem Hügel ein weiterer wunderschöner Ausblick darauf wartete, fotografiert zu werden.

Bei der Skeleton Coast (Skelettküste) handelt es sich um eine wunderschöne, aber auch lebensfeindliche Gegend. Ihren Namen hat sie nicht von ungefähr, nämlich von zahlreichen hier gefundenen Skeletten gestrandeter Schiffe, Wale, aber auch Menschen. Der kalte, aus der Antarktis kommende Benguelastrom vor der Skelettküste hat jeher viele Schiffe hier zum Kentern gebracht und ist die Ursache für die Küstenwüste. Wer den Schiffbruch überlebte und es an die Küste geschafft hatte, den erwartete eine karge Wüstenlandschaft ohne Wasser oder Nahrung, was am Ende das Todesurteil für die Schiffbrüchigen war. Heute noch sieht man zahlreiche Schiffswracks vor der Küste aus dem Wasser ragen. Wir hatten nur eines entdeckt, aber dazu später mehr, wird lustig, versprochen! Ein anderer Gund eben, der zum Namen der Küste geführt hat, sind die oben erwähnten Skelette zahlreicher Wale. In Zeiten des Walfangs waren die Wale hier an der Küste zerlegt und die Knochen zurückgelassen worden. Leider war das in einem Bereich des Schutzgebietes, in den man nicht einfahren konnte. Dennoch war die Fahrt hier entlang der Dünen und des Meeres beeindruckend. Keine Pflanze, kein Tier, einfach nichts gab es hier.

Nach vielen Kilometern hatten wir schließlich das Schutzgebiet verlassen. Die Landschaft änderte sich wenig, aber es gab mehr Leben an der Küste. Die Einheimischen, die gerade ihre großen Ferien haben, fröhnen hier der Fischerei. Überall am Strand standen Autos mit meterlangen Angeln.

Wir kamen erstmal an einem verlassenen Ölbohrturm vorbei. Sah schön aus, das verrostete Monstrum in der Wüste verwittern zu sehen. In der Ruine haben es sich Schakale gemütlich gemacht und wir entdeckten sogar den kamerascheuen Nachwuchs.

Danach ging es weiter. Ein Schild wies uns den Weg zu einem Schiffswrack. Der Weg am Strand war nur für Allradfahrzeuge freigegeben. Hatten wir ja. Also, 4×4 eingeschaltet und den Schildern gefolgt, ab durch den Sand. Irgendwann verloren sich die Spuren. Also es war nicht so, dass die Spuren weg waren, es war eher so, dass jeder gefahren war, wie er wollte. Es gab keinen Weg, dem wir hätten folgen können. Letztendlich kamen wir am Strand an. Und man merkte immer mehr, wie man im Sand einsank. Die Nervosität stieg dann doch an. Das Wrack, dass wir weit draußen auf dem Meer ausmachen konnte, interessierte uns schnell nicht mehr. Mehr interessierte es uns nun, wie wir denn zurückkommen sollten, ohne einen Weg. Jetzt kommen wir auf die oben erwähnten Angler zurück. Eine Gruppe stand gerade beim Bierchen zusammen und wir fragten nach dem Weg. Die Wegbeschreibung war in Kürze: Folgt den Spuren im Sand, dann mal nach links und immer den Spuren nach, bis ihr wieder auf der Straße seid.

Wir (ja, wir) entschieden uns also, tendenziell nach links zu fahren, da es so viele Spuren gab und dachten, dass wir so schon auf die Straße kommen.

Jetzt ist es aber so. Da, wo Spuren im Sand sind, kann man fahren. Hat schließlich offenbar schon jemand vorher geschafft. Fatal kann es enden, wenn man sich selbst einen Weg sucht und dort fährt, wo keine Spuren sind… und man auch bis dahin noch nicht wusste, dass Holzpflöcke im Sand bedeuten, bis hierhin und nicht weiter!

Long story short: Wir haben uns festgefahren. Und zwar so richtig. Wir haben uns richtig in den Sand eingegraben. Da half gar nichts mehr.

Zu unserem Glück hatten das die Leute, die wir ja eben erst nach dem Weg gefragt hatten, gesehen und kamen uns zu Hilfe. Erfahrene Allradfahrer. Da kam dann auch schon mal der Tipp, dass wir auf keinen Fall das Auto freischaufeln sollten (wir hatten eine Schaufel dabei). Wir waren in einem Gebiet stecken geblieben, wo man nach wenigen Zentimetern Graben auf Wasser gestoßen wäre. Also hat man uns mit Abschleppseilen versucht, rauszuziehen. Insgesamt hatten wir drei Abschleppseile geliefert, bis jemand vorbei kam, der ein ordentliches Seil dabei hatte. Der hatte dann auch festgestellt, dass wir uns so weit eingegraben hatten, dass wir schon mit unserem Fzg-Boden (also dem unterm Wagen befestigten zweiten Reserverad) aufgesessen hatten. Nun mussten wir doch graben. Am Ende hatten wir es mit der Hilfe all dieser Leute geschafft, unseren Wagen zu befreien. War schon sehr peinlich, da wir ja auch noch nach dem Wege gefragt hatten…Naja, aber jetzt wissen wir: Immer nur da fahren, wo schon Spuren sind, egal wie abenteuerlich das aussehen mag und nicht weiter als die Holzmarkierungen es erlauben.

Nach diesem Erlebnis ging es weiter zum Cape Cross. Am Cape Cross waren 1486 die ersten Europäer an Land gegangen und hatten dort ein Steinkreuz errichtet. Das Original-Kreuz steht inzwischen in Berlin im Museum. Kleiner Fun-Fact: Der Nürnberger Martin Beheim, der den ersten Globus konstruiert hatte, war da dabei. Aber das war jetzt nicht der Grund, warum wir hierhin gekommen sind. Jetzt ging es erstmal auf den Campingplatz. Auch wenig erwähnenswert. Und es war kalt. Von den über 30 Grad im Inland war hier nichts mehr zu merken. 17 Grad waren es hier im Schnitt. Brrrrr. Das sind wir nicht mehr gewohnt. Julchen hatte sogar ihre Wärmflasche mit im Bett.

Am Morgen von Tag 13 ging es direkt ans Cape Cross. Also an die Stelle, an welcher nun eine Nachbildung des o.g. Kreuzes steht. Außerdem lebt hier eine unglaublich große Seehundkolonie, die gerade Nachwuchszeit hat. Aber Bilder sagen da ja mehr als 1000 Worte, seht selbst:

Nach diesem geruchsintensiven Erlebnis ging unsere Fahrt weiter. Vorbei an kleinen einsam dastehenden Ständen, an denen Einheimische Meersalz verkaufen, wieder in Richtung Inland. Zur Spitzkoppe. Einem Gebirge im Landesinneren. Dazu gibt es auch eher wenig zu sagen. Es war einfach landschaftlich sehr schön dort und wir hatten viel über den tollen einsamen Campingplatz dort gelesen. Und schön war es da tatsächlich.

Von der Spitzkoppe ging es am vierzehnten Tag wieder in Richtung Küste zurück. Diesmal nach Swakopmund und Walvisbay. Beides große und ehemals deutsche Städte mit Kolonialbauten. War schon amüsant, die Straße entlang zufahren, vorbei an Geschäften und Gebäuden mit deutscher Aufschrift. Sonst gab es aber nur wenig zu sehen hier. Okay, in Walvisbay hatten wir noch unzählige Flamingos beobachten können, aber dann ging es wieder raus aus der Stadt, zur Düne 7. Sie hat ihren Namen recht unspektakulär daher, dass sie 7 Kilometer von Walvisbay entfernt ist. So, was macht man, wenn man so einen riesigen Haufen Sand vor sich hat? Richtig, erstmal hochklettern. Und warum auch den langen Weg über den Dünenkamm wählen, wenn man auch direkt steil hoch kann. War optisch deutlich kürzer. Ja, war wieder mal dumm die Idee. Man kam drei Schritte voran und ist wieder zwei Schritte im Sand nach unten gerutscht. Hat dann doch ewig gedauert, bis wir oben waren. Aber hat sich definitiv gelohnt! Und es macht richtig Spass eine Düne runter zu rennen und zu hüpfen! Wir empfanden diesen 130 Meter hohen Sandberg schon recht hoch und auch anstrengend ihn zu besteigen. Aber tatsächlich sollten wir in den nächsten Tagen noch höhere Dünen empor steigen…

Von der Küste ging es wieder mehr ins Inland. Erst jetzt begriffen wir so langsam die Weite und die Größe dieses Landes, was unseren ehrgeizigen Plan, Namibia in drei Wochen komplett zu bereisen immer schwieriger zu werden schien. Wir sind rund 300 Kilometer gefahren, ohne an einem Dorf vorbei zu kommen. Und während der ganzen Fahrt über die Schotterpisten kam uns nur ab und an mal ein Auto entgegen. Also so 4 Autos auf der kompletten Strecke… Richtig schön einsam!

Wieder übernachteten wir mitten im Nirgendwo. Und an unserer Campsite entdeckten wir Köcherbäume. Diese Bäume sehen zum einen mega cool aus, wurden aber zudem von den Einheimischen zur Herstellung ihrer Köcher genutzt. Die Äste dieser Bäume können wohl sehr leicht ausgehöhlt werden und dienten dann der Aufbewahrung der Pfeile der Urvölker.

Weiter ging es zur Top-Natursehenswürdigkeit Namibias. Das Sossusvlei, welches wir an Tag 15 erreichten. Ein Wüstental. Erst fuhren wir 60 Kilometer lang zwischen roten Sanddünen entlang, um am Ende wieder an eine Sandpiste zu kommen, die nur mit Geländewägen befahren werden durfte. So, wir hatten ja jetzt gelernt, dass man nur da fährt, wo Spuren sind. Außerdem haben wir unseren Reifendruck erheblich reduziert und dann ging es los. Lief gut. Für uns. Zwischendrin hatten wir dann noch jemandem Hilfe geleistet, der sich im Sand festgefahren hatte und auch schon das Auto halb ausgegraben hatte. Passiert hier den Touris also öfter :o).

Im Soussusvlei angekommen wanderten wir zum Deadvlei. „Vlei“ bedeutet soviel wie Pfanne. In der Wüste hatte es Seen gegeben, die irgendwann ausgetrocknet waren und zu diesen „Pfannen“ wurden. Das besondere am Deadvlei ist, dass hier in der Wüste Bäume wuchsen. Als das Wasser weg war, war es zu heiß und die Bäume verrotteten nicht. Angeblich sind sie versteinert, wirkten auf uns aber nur tot und komplett ausgetrocknet. War beeindruckend zu sehen und zwischen den Bäumen umherzuwandern.

Danach ging es noch auf die Big Mama- Düne, die mit ihren über 300 Metern deutlich höher war, als die vorhin erwähnte Düne 7. Aber wir sind trotzdem hoch und hatten einen tollen Ausblick. Und danach konnen wir wieder die Düne runterrennen, das war es dann absolut wert!

Am Morgen von Tag 16 klingelte der Wecker um 05.00 Uhr. Wir wollten den Sonnenaufgang auf der Düne 45 sehen (45 Kilometer von der letzten Ortschaft entfernt, wie kreativ ;o)). Also raus, Dachzelt fix zusammengebaut und ab in die Wüste. Schließlich lagen noch 45 Kilometer Fahrt vor uns. Und noch vor dem Frühstück die Düne hoch, war auch grob. Aber was macht man im Urlaub nicht für verrückte Sachen… Das hier beeindruckendste war: Absolute Stille. Es gab wirklich kein Geräusch. Kein Wind, kein Insekt, nichts. Absolut nichts. So etwas mal zu hören war absolut beeindruckend! Okay, kurz drauf kamen dann noch weitere Menschen, die dann doch die Stille störten, also ging es für uns zurück zum Camp, frühstücken und weiter. Aber bevor wir wieder ins Auto stiegen, sind wir natürlich auch die Düne 45 wieder runtergerannt, klar ! :o)

Wieder stand ein Fahrtag auf dem Programm und nach einigen Stunden Fahrt ging es auf einen sehr sehr einsamen Campground. Nochmal mehr im Nirgendwo als sonst. Hier haben wir auch mal die Drohne steigen lassen, um euch zu zeigen, wie man sich hier das Campen vorstellen kann. Es gab vier oder fünf Plätze. Die bis auf unseren allerdings leer waren. Eigentlich absolut traumhaft. Was in dieser Nacht jedoch weniger angenehm war, war der Wind. Oder besser gesagt die sturmartigen Windböen. Manchmal dachte man, das Auto kippt um. Geschlafen haben wir in dieser Nacht nahezu nicht.

Nach dieser Nacht starteten wir sehr spät und recht unmotiviert in Tag 17 unserer Reise. Und wieder verbrachten wir den Tag auf der Straße gen Süden. Dafür hatten wir uns vorgenommen, einen deutlich kürzeren Fahrtag einzulegen und dafür etwas mehr Zeit an unserer nächsten Campsite zu verbringen. Dort konnten wir etwas am Pool liegen, mal durchschnaufen und letztendlich auch bald ins Bett gehen.

An Tag 18 waren wir sehr weit im Süden des Landes angelangt. Am zweitgrößten Canyon der Welt, dem Fish-River-Canyon, der uns mit über 500 Metern Tiefe beeindruckte. Es gab diverse Aussichtspunkte am oberen Rand des Canyons. Man kann durch diesen über 100 Kilometer langen Canyon auch hindurchwandern, was allerdings nur zu bestimmten Zeiten im Jahr und nur mit Führer erlaubt ist, da die Wanderung fünf Tage dauert und es im Canyon unglaublich heiß werden kann. Wir haben uns auf den Ausblick von oben nach unten beschränkt…

Am Abend des Tages kamen wir auf einer eher unscheinbaren, aber schönen Campsite an. Und in dieser Nacht fühlten wir uns auch äußerst sicher. Wir hatten uns mit dem Hund der Farmer angefreundet. Auf dem hätte man theoretisch auch reiten können, so groß war die Hündin. Gott, hatte das Tier einen riesen Schädel! Und war trotzdem lammfromm und verschmust ohne Ende.

An Tag 19 sollte es für uns in Richtung Windhoek gehen. Wir hatten einen Flug für den 22.12.2020 nach Südafrika gebucht. Weihnachten wollten wir nicht im Dachzelt auf einem Campingplatz verbringen und die Städte hier luden auch eher weniger dazu ein, hier mehr Zeit als nötig zu verbringen. Also hatten wir die Idee, Südafrika eine zweite Chance zu geben. Für die Einreise nach Südafrika benötigten wir allerdings einen negativen Covid-Test, der nicht älter als 72 Stunden sein darf. Und da es in Namibia wohl nur zwei Labore gibt, die die Proben auswerten, die sich beide in Windhoek befinden, fuhren wir einen Tag knapp 600 Kilometer vom Süden des Landes in die Mitte. Soweit so gut.

Aber nun begann unsere Odysee, die mehrere Tage anhalten sollte…

Es war Sonntag, der 20.12.2020. zwei Tage vor unserem Abflug nach Südafrika. Wir hatten Kontakt zu einem Labor in Windhoek aufgenommen und man hatte uns gesagt, wir sollten am Sonntag sehr früh am Labor sein, da die Testkapazität für Reisende auf 150 Tests am Tag beschränkt sei. Also liefen wir am Sonntag Morgen um 07.30 Uhr auf dem Gelände des Labors auf, mit vielen anderen Personen. Nur, um hier zu erfahren, dass das Labor ab sofort keine Reisenden mehr testen würde. In Namibia ist die zweite Welle da. Die Zahlen steigen extrem und bei nur zwei Laboren im Land kommt man schnell an die Belastungsgrenzen, weshalb man nur noch Patienten oder Personen mit Symptomen testen wollte. Für uns absolutv erständlich und nachvollziehbar, man muss in solchen Fällen Prioritäten setzen, aber um aus dem Land nach Südafrika einreisen zu dürfen, benötigt man einfach einen Negativ-Test. Anders geht es nicht.

Also haben wir alle privaten Krankenhäuser in Windhouk abgefahren. Keines der Krankenhäuser testet auf Covid. Alle arbeiten mit diesem einen Labor zusammen, das uns abgewiesen hatte. Wir fuhren zurück zum Labor, hofften darauf, dass man vielleicht eine Ausnahme machen würde. Keine Chance. Aber man nannte uns eine andere Organisation. Diese würden Tests anbieten und diese vom zweiten (allerdings staatlichen) Labor auswerten lassen. Diesen Service ließ man sich auch doppelt so viel kosten, wie das andere Labor. Aber wer einen Test braucht, der zahlt halt auch mal etwas mehr.

Am Sonntag um 14.00 Uhr war es dann soweit. Wir bekamen die Teststäbchen auf doch sehr sehr unangenehme Art und Weise in die Nase gerammt. Jetzt haben wir das auch mal mitgemacht. Angenehm ist anders. Eigentlich ein bisschen krank. Wir zahlen ein heiden Geld, dass man uns Schmerzen zufügt… Naja, ;o).

So der Test war gemacht und man sicherte uns zu, dass die Proben direkt ins Labor gebracht werden würden. Ein Ergebnis würde man für Montag Abend erwarten.

Wir machten uns auf den Weg nach Rehobot, eine Stadt im Süden von Windhoek, nur eine Stunde Fahrt entfernt. Dort bezogen wir für die letzten beiden Nächte in unserem Dachzelt unser Quartier auf einem Campground direkt an einem Stausee. Verrückt, wenn man überlegt, dass wir die Tage noch in der Wüste, wo es einfach kaum Wasser gibt, waren, und nun am Stausee und die Leute mit Booten und Jetskies herumheizen.

Wir hatten uns hier dann für zwei Nächte eingebucht um mal etwas das Tempo heraus zu nehmen. Die letzten Wochen waren wir ja tatsächlich jeden Tag woanders.

Das versprochene Testergebnis war am Montag Abend nicht da… Dienstag Morgen machten wir uns auf den Weg nach Windhoek, wir mussten unseren Wagen, mit dem wir in den vergangnen drei Wochen wirklich viel erlebt hatten zurück geben. Und dann weiter zum Flughafen. Unser Flug sollte um 13.40 Uhr gehen.

Doch kein Testergebnis. Die Airline wollte uns aber auch ohne Ergebnis nicht mitnehmen, da im Falle einer Quarantäne in Südafrika die Airline, die uns die Einreise ermöglicht hatte, für die Unterbringung hätte aufkommen müssen. Gut. Also warteten wir- in stetem Kontakt zum Labor und zu der Organisation, die die Probe bei uns entnommen hatte. Irgendwann kristallisierte sich heraus, dass wir den Flug um 13.40 Uhr nicht mehr antreten können. Dazu kam dann die Info, dass man Bastis Test nicht mehr finden würde… Wir buchten diesen Flug nun um auf einen späteren Flug an diesem Tag, auf 16.30 Uhr. Auch das wurde nichts. Wir waren am Verzweifeln. Wo waren nur die Testergebnisse?!

Als wir nun auch diesen Flug am Nachmittag verpassten, waren wir vollends am verzweifeln. Julias Testergebnis kam dann, kurz nachdem der Flieger gestartet war, per eMail. Bastis nicht. Und das Labor hatte keine Daten von Basti. Wo war der Test, was war hier los? Nun kamen uns auch andere Gedanken. Namibia testete keine Reisenden mehr. Sprich, wir konnten keinen erneuten Test mehr machen. Unser Test war inzwischen über 48 Stunden alt. Für den Flug am Folgetag um 13.40 Uhr, wäre er – unsere Meinung zu diesem Zeitpunkt – zu alt gewesen. Die Maschine wäre um 15.50 Uhr in Kapstadt gelandet, sprich über 72 Stunden nach der Testentnahme. Dann stellten wir fest, dass auf Julias Ergebnis keine Uhrzeit bezüglich der Probenentnahme vermerkt war. Wie sollte man das nachvollziehen, wie alt der Test war?! Vieles, das uns maßlos verunsicherte. Es schien, als würden wir keine Möglichkeit mehr haben, nach Südafrika zu reisen. Alternative wäre gewesen, in Namibia zu bleiben. Allerdings zeichnete sich hier gerade ein zweiter Lockdown ab. Und so schön Namibia auch ist, einen Lockdown wollten wir hier nicht aussietzen müssen. Nun ist es so, dass aktuell von Namibia aus nur Flüge nach Johannesburg, nach nach Kapstadt und nach Frankfurt gehen. Johannesburg und Kapstadt ging nicht, ohne Test. Also standen nur Namibia oder Frankfurt zur Wahl. Wir buchten einen Flug nach Frankfurt für den Folgetag morgens um 10.00 Uhr und stornierten unsere Unterkunft in Südafrika. Wir wollten nicht zurück nach Deutschland, aber wir wollten auch nicht in Namibia feststecken und es fehlte einfach an Alternativen…

Total am Boden kamen nun auch noch andere Probleme dazu. Der Flughafen befindet sich 50 Kilometer von der Stadt entfernt und wir hatten keine Unterkunft. Am Flughafen zu schlafen war keine Option für uns. Was an sich kein Thema ist, mal eine Nacht am Flughafen zu verbringen, ist momentan unheimlich und vielleicht auch gefährlich. Die Hallen sind wie ausgestorben. Und wir wussten nicht, ob das Flughafengebäude in der Nacht verschlossen wird und wir auf die Straße gesetzt werden würden. Also konnten wir uns noch eine Unterkunft in Windhoek und einen Fahrer dorthin organisieren.

Jetzt kam Julchens große Stunde, sie setzte sich durch und sagte sehr bestimmt, dass wir noch nicht zurück nach Deutschland gehen werden. Wir fanden heraus, dass der Test bei Abflug 72 h alt sein darf. Außerdem erfuhren wir, dass es in Afrika wohl normal ist, dass der Zeitpunkt der Probenentnahme nirgends vermerkt wäre. Man rechnet hier in kompletten Tagen. Nach deren Rechnung wäre unser Test, am Sonntag gemacht, erst mit Ablauf des Mittwochs 72 Stunden alt gewesen. Also hat Julchen das Zepter in die Hand genommen. Der Flug nach Frankfurt wurde storniert. Und wir fuhren am nächsten Tag – immernoch ohne Test – zum Flughafen zurück.

Wieder vertröstete uns jeder vom Labor, dass der Test jeden Moment kommen würde. Wir sollten uns 20 Minuten gedulden, oder man würde uns zurück rufen. Nun ist das Julchen normalerweise nicht so, aber hier wurde sie ziemlich hartnäckig und hat quasi in Dauerschleife beim Labor angerufen. Irgendwann brauchte sie nicht einmal mehr ihren Namen sagen, man hatte sie schon an der Rufnummer erkannt und begrüßte sie mit: „Ah, hello Julia, no good news yet“. Dann hieß es wieder, der Test sei nicht aufzufinden. Der Flug um 13.40 Uhr konnte nicht angetreten werden. Nun hatte auch eine Mittarbeiterin der Airline das Labor angerufen und den Mitarbeitern dort in sehr deutlichen Worten klar gemacht, dass das so nicht ginge. Und scheinbar hatte sie tatsächlich die passenden Worte gefunden, denn auf einmal war Bastis Test wieder aufgetaucht und so gut wie ausgewertet. Den Flug konnten wir trotzdem nicht mehr nehmen.

Während wir hier im Flughafen warteten, kamen zwei andere Deutsche Kerle hinzu. Auch ohne Testergebnis für den Flug um 13.40 Uhr. So, die beiden hatten ihren Test am Montag über das gleiche Unternehmen/Labor gemacht, wie wir. Ein Anruf von ihnen beim Labor und zack, war ihr Testergebnis da und sie konnten den 13.40 Uhr Flug nehmen. Jetzt waren wir uns absolut sicher, dass da mächtig was schief lief. Aber das Testergebnis war trotzdem noch nicht da.

Der Flug um 16.30 Uhr war nun unsere absolut letzte Chance. Und selbst da waren wir aufgrund der Entnahmezeit noch skeptisch, ob wir denn in Südafrika einreisen dürften. Tatsächlich haben wir nun das Testergebnis bekommen, drei Stunden vor Abflug der letzten Maschine. Tja, jetzt war es in der Vergangenheit wohl so, dass die findigen Afrikaner hier ihre Testergebnisse gefälscht haben. Sprich, sie haben am PC von einem alten Test das Datum geändert und so ein und den selben Test zwei, drei oder noch öfter genutzt. Um diesen Missbrauch zu verhindern, werden von den namibischen Behörden (sprich, u.a. von den Grenzbeamten) nur noch Testergebnisse mit Datumsstempel akzeptiert. Nun ratet mal, bei wem dieser Datumsstempel gefehlt hatte… Also, wieder beim Labor angerufen. Und die haben ihren Datumsstempel verlegt… Wahnsinn, wie manche Menschen arbeiten… Und wenn es bei dir um jede Minute geht, kannst du dir auch nicht mehr selbst sagen „Hach, andere Länder, das ist halt Afrika!“.

Zu guter Letzt tauchte der Datumsstempel auf, Basti hat sein Testergebnis bekommen, wir konnten es am Flughafen ausdrucken lassen (ja, selbst das ist eine Bedingung. Ein Vorzeigen am Handy ist nicht ausreichend, es muss auf Papier ausgedruckt sein und wird dann nach der Kontrolle weggeworfen…) und konnten den Flug um 16.30 Uhr nehmen.

Spannend wurde es noch einmal bei der Einreisekontrolle in Südafrika. Aber wie schon im März wollten die Beamten hier nur unsere Pässe sehen. Kein Rückflugticket, keinen Nachweis unserer Auslandskrankenversicherung, keine bestätigte Hotelbuchung, keine Covid-App (all das sind laut Auswärtigem Amt Vorraussetzungen zur Einreise in Südafrika). Und dann war es soweit, wir waren in Südafrika eingereist!

Über WhatsApp hatten wir unsere Unterkunft nahe Kapstadt reaktivieren können und unsere Nachbarn, die uns bereits zum Braii (Grillen) eingeladen hatten, waren so lieb und waren für uns etwas zum Abendessen einkaufen gegangen.

Ja, nach all dem Trubel haben wir es geschafft. Wir sind in Südafrika. Genauer in Somerset West, nahe Kapstadt, das auch Mother City genannt wird. Wir durften hier unseren ersten Heiligen Abend nur zu zweit bei angenehmen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein in einer wunderschönen Wohnung verbringen. Daran hatten wir selbst nicht mehr geglaubt.

Unser Resume zu Namibia:

Namibia ist ein wunderschönes und sehr abwechslungsreiches Land, das können wir nach 8073 Kilometern, die wir hier in den drei Wochen in unserem Wagen zurückgelegt hatten, sagen. Sattes Grün im Norden, karge weite Wüstenlandschaften im Süden. All die Tiere, die wir hier sehen durften, sind gigantisch. Viel größer als im Zoo! Ein lustiges Erlebnis war da eine Begebenheit im Etosha Nationalpark. Weit vom Weg entfernt hatte Basti ein riesiges Nashorn unter einem Baum entdeckt, also erstmal nur den Kopf. Wir waren stehen geblieben, um es besser beobachten zu können. Nashörner sind leider mittlerweile sehr selten geworden und wir waren happy, es entdeckt zu haben. Ja, und da hatte uns das Nashorn auf einmal dann auch entdeckt. Und war aufgestanden. Wir hatten nicht gesehen, dass es lag und fanden es schon riesig. Aber dann haben wir erst gesehen, wie unheimlich riesig es wirklich war. Und da es uns ja nun auch entdeckt hatte, sind wir mal lieber schnell weiter gefahren. Unsere Kamera hat nur ein Objektiv mit einem Brennweitenbereich von 16 bis 70 mm . Wer sich da jetzt etwas auskennt, kann sich vorstellen, wie nah wir den Tieren tatsächlich waren, um ein Bild zustande zu bringen. Und letztendich haben wir bis auf einen Leoparden die sogenannten Big Five (Nashorn, Elefant, Büffel, Löwe und Leopard) alle gesehen. Die Menschen hier waren eigen. Freundlich, aber dennoch eigen. Es ist schwer zu beschreiben. Viele Menschen hier leben tatsächlich in Blechhütten oder eben selbstgebauten Hütten aus Holz und Lehm. Man kommt darüber ins Grübeln, aber sie schienen glücklich. Surreal und etwas lustig war auch das Bild eines Mannes, der vor seiner Lehmhütte saß und an seinem Smartphone tippte… Namibia hat uns sehr gut gefallen und wir werden sicher einmal wiederkommen aber jetzt freuen wir uns endlich auf Südafrika! Südafrika 2.0 sozusagen ;o).

In unserer Wohnung hier haben wir gerade auf drei Wochen verlängert. Klingt komisch, aber wir machen mal Urlaub vom Urlaub. Wir wollen etwas zur Ruhe kommen, mal durchschnaufen, einfach nichts tun und die ganzen Eindrücke und Erlebnisse sacken lassen. Vielleicht hier das Umland etwas erkunden und letztendlich auch die Corona-Situation hier im Land beobachen, bevor es dann Mitte Januar, wenn hier die Ferien enden, wieder los geht. Aber wir werden uns immer mal wieder melden.

Zur Corona-Situation allgemein wollten wir noch etwas los werden. Ihr wisst inzwischen, dass wir vernünftig reisen. Aber was wir in Namibia erlebt haben, da langt man sich an den Kopf. Namibia war bis vor wenigen Tagen laut Deutscher Regierung kein Risikoland. Als wir hier angekommen sind, dachten wir uns noch, dass das Land ja super seine Hygienemaßnahmen etc. umsetzen muss. Das dachten wir, bis wir in der ersten Shoppingmall in Windhoek waren. Ja, viele trugen eine Maske (es herrscht Maskenpflicht in der Öffentlichkeit). Viele trugen überhaupt keine Maske. Diejenigen, die eine Maske trugen, trugen diese jedoch um den Hals. Es atmet sich so einfach leichter, wenn Mund und Nase frei sind. Ein paar wenige trugen die Maske unterhalb der Nase, so dass zumindest der Mund bedeckt war. Richtig trug die Maske außer uns kaum jemand. Recht amüsant fanden wir es dann auch dass uns viele Leute ihre Sorge darüber mitteilten, dass ein zweiter Lockdown kommen könnte. Während sie uns das erzählten standen wir mit unseren Masken da. Unser Gegenüber, dass seine Ängste äußerte, trug keine Maske. Uns wundert es nicht, dass leider in Namibia die Zahlen so krass am Steigen sind. Wir hatten uns – was den Umgang mit Corona angeht – in Namibia nicht wohl gefühlt und waren froh, dass wir die meiste Zeit irgendwo in der Pampa alleine waren. Wir sind nun erst seit wenigen Tagen hier in Südafrika, aber hier ist es wieder so, dass kaum einer die Maske falsch trägt. So zumindest unser erster Eindruck.

Wir werden dann mal langsam eine Flasche Wein entkorken, uns in die Sonne setzen und eine runde Karten spielen. Bis bald!

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