Rio Celeste…

…oder so blau kann Wasser sein!

Nachdem wir das Gebiet um den Arenalsee verlassen hatten führte uns unser Weg erstmal in Richtung des nordwestlichen Endes des Arenalsees, wo wir ein kleines Zimmer bezogen. Aber wer will schon bei strahlendem Sonnenschein im Zimmer sitzen?! Also Sachen gepackt und auf zum Nationalpark Vulcano Tenorio. Wieder ein aktiver Vulkan, leider nicht so optisch ansprechend wie der Arenal. Allerdings haben wir den Vulkan selbst eh nicht wirklich gesehen, dazu aber gleich mehr.

Im besagten Nationalpark gibt es ein Naturphänomen, wie bereits im letzten Beitrag angekündigt. Aber seht selbst. Und das Foto ist nicht bearbeitet.

Wir sind durch den Regenwald gewandert und hatten immer wieder tolle Ausblicke auf den Fluß. Der Weg führte bis zur besagten „Quelle“ des Flußes ca. 2,5 Kilometer über Stock und Stein durch den Dschungel. Und jetzt ratet mal, wo es dann angefangen hat zu regnen… Nach wenigen Sekunden waren wir klatsch nass, weshalb wir unsere Regenjacken dann auch gar nicht mehr angezogen haben. Zum Glück war es warmer Regen, was das ganze halb so schlimm machte. Leider waren aber auch der Vulkankegel durch Wolken verhangen und Tiere haben wir diesmal auch keine entdecken können. Aber zumindest den Fluß zu sehen war dennoch ein tolles Erlebnis.

Hier gibt es den Rio Celeste, was übersetzt „himmelblau“ bedeutet. Laut alter Mythen entstand diese schöne Farbe, als Gott seinen Pinsel beim Malen des Himmels in dem Fluß auswusch. Wahrscheinlicher ist aber wohl eher dies:

An seiner „Quelle“ fließen mitten im Regenwald zwei kleine Flüsse zusammen. Durch ein physikalisches Phänomen, die Mie-Streuung, verfärbt sich das Wasser im weiteren Verlauf leuchtend türkis. Der eine Fluss, der Rio Buenavista, enthält eine hohe Konzentration an Aluminiumsilikaten mit einem kleinen Durchmesser. Der zweite Fluss, der Saure Fluss, wie sein Name schon verrät, hat einen niedrigen pH-Wert. Mischen sich nun diese beiden Flüsse und werden zum Rio Celeste, führt der fallende pH-Wert bei den Aluminiumsilikaten dazu, dass die Partikel aggregieren und zu größeren Teilchen mit einem Durchmesser von ungefähr 566 nm wachsen. Diese größeren suspendierten Partikel streuen das einfallende Licht nun, was optisch diese unglaublich tolle Farbe hervorruft.

(Basti hat gesagt, es reicht, wenn wir schreiben, dass sich das Wasser aufgrund eines physikalischen Phänomens beim Mischen blau färbt. Julia war allerdings anderer Meinung.)

Nach Hause ging es durch den Regen und entlang von Viehweiden. Man fühlte sich doch sehr an Neuseeland erinnert.

Wir befanden uns nun im Nordwesten Costa Ricas, im Bezirk Guanacaste. Es soll während der Trockenzeit der heißeste und von Viehzucht geprägte Bezirk sein. Gut, richtig heiß war es nicht, sind ja auch zur Regenzeit unterwegs, aber landschaftlich schön und wir legten einen reinen Fahrtag durch die grüne Landschaft ein. Es ging teilweise mitten durch das Nirgendwo über unbefestigte Straßen und durch ursprüngliche Orte hindurch. Richtig schön…

Inzwischen sind wir im Naturreservat Monteverde gelandet, dem ersten und ältesten Nationalpark Costa Ricas. Gegründet in den 50er Jahren durch amerikanische Einwanderer entstand hier die erste große Touristenatraktion Costa Ricas. Monteverde liegt hoch oben in den Bergen mit Blick bis zum pazifischen Ozean. Aufgrund der hohen Lage ist es auch entsprechend kühl. Hier oben gibt es auch den seltenen Nebelwald. Nur 2 % der Wälder auf der Welt sind Nebelwälder. Und wo viel Nebel ist, ist viel Feuchtigkeit und auch viel Regen. Es ist hier wirklich sehr sehr nass.

Gestern hatten wir einen Ausflug ins Naturreservat bei Santa Elena unternommen. Dieser Naturpark soll noch etwas weniger touristisch sein als das Naturreservat Monteverde und hat uns richtig gut gefallen! Aber Touristen sieht man hier aktuell sowieso wenige. Bei Sonnenschein begannen wir unsere Wanderung durch den Nebelwald. Immer wieder zogen Wolken über uns hinweg, aber diesmal – so schien es – hatten wir wirklich Glück mit dem Wetter. Auch hier hatten wir leider nicht so viele Tiere gesehen, wie erhofft. Aber gegen Ende hatten wir dann doch noch ein paar Äffchen und natürlich auch den ein oder anderen Vogel in den Bäumen entdeckt. Bis es dann doch noch wenige Meter vor Ende begann, wie aus Kübeln zu schütten und stark zu gewittern. Wir haben uns über den Regen jetzt nicht so direkt geärgert. Wir sind schließlich in der Regenzeit hier und wie oben erzählt gehört hier Regen einfach hin. Dafür ist auch alles so schön grün. Aber wir waren heilfroh, dass es uns wirklich erst auf den letzten 100 Metern erwischte. Wir hatten eine ca. 5 Kilometer lange Wanderung hinter uns. Da wäre das Gewitter auf halber Strecke weniger gut gewesen. Also von daher…

Heute stand mal ein wenig mehr Action auf dem Plan. Ziplining. Flying Fox. Oder – wie es hier genannt wird – Canopy. Und das wurde hier in Monteverde in den 90er Jahren erfunden. Wir haben die allererste Canopy-Anlage der Welt, „The Original Canopy“, besucht (die hatten schließlich die meiste Erfahrung ;o)…). Und ja – als wir unsere Ausrüstung angelegt und mit unseren Guides gestartet sind, ging es los. Regen. Viel Regen. Der Regenwald machte seinem Namen quasi wieder alle Ehre!

Fazit: Es war ein wirklich toller Ausflug, es hat mega Spaß gemacht, durch den Dschungel und über den Dschungel hinweg zu fliegen. Wir haben den „Tarzan-Swing“ gemacht, sind bis zu 800 Meter lange Stecken über das Blätterdach hinweg geflogen, in einem hohlen Baum nach oben geklettert und am Ende – als es dann nach rund 2 Stunden doch mal aufgehört hatte zu regnen – haben wir auch noch vier tolle bunte Tukane in den Bäumen entdeckt. Wir waren selten so nass, uns stand das Wasser in den Wanderschuhen, aber mehr als zufrieden. Die Guides waren einfach klasse und der ganze Parcour wunderschön! Und auf der Heimfahrt haben wir wieder Nasenbären und ein Aguti (sieht aus wie ein sehr großes Meerschweinchen) entdeckt. Hier gäbe es noch mehr zu sehen und zu erleben, aber uns setzt doch die Feuchtigkeit und das fehlende Licht ziemlich zu. Wahrscheinlich wäre es im März/April hier sinnvoller her zu kommen, da fällt wohl weniger Regen. Darum geht es morgen an die Pazifikküste. Endlich wieder Strand und Meer. Und vielleicht ja auch endlich mal Faultiere :o)

Einen kurzen Absatz möchten wir nun dennoch Corona widmen, da es den ein oder anderen doch interessiert und es nunmal leider momentan zum Leben und Reisen dazu gehört. Wir haben hier hinsichtlich Corona ein gutes Gefühl. Natürlich ist das Thema auch hier present und es gibt einige Fälle, aber eher in den Ballungszentren. Und von Einheimischen wurde uns erzählt, dass die Krankheitsverläufe hier wohl eher mild sind. In den großen Städten tragen die Leute freiwillig ihre Masken auf den Straßen. Beim Einkaufen, in Bussen, beim Tanken etc. sind sie klar Pflicht, stören aber auch nicht. Die Hygiene wird hier sehr ernst genommen. Überall wurden Waschbecken installiert, sogar an Orten, wo man es nicht erwartet, wie an Bushaltestellen, es gibt Seife und Desinfektionsmittel. Angestellte in den Geschäften etc. achten darauf, dass jeder vor dem Betreten Hände wäscht, seine Maske richtig trägt und in den meisten Geschäften wird zudem auch vor dem Betreten die Körpertemperatur gemessen. Selten sieht man hier Menschen, die die Maske falsch tragen. Ja, auch hier ist Corona allgegenwärtig, aber es ist trotzdem irgendwie entspannt und man geht – so zumindest unser Eindruck – vernünftig damit um und es scheint ein Miteinander zu sein.

2 Kommentare

  1. Kuckuck nach Costa Rica, was für ein sattes Grün! Was für ein tiefes Blau! Was für spannende Einblicke in diese für mich fremde, beeindruckende Region! Physikunterricht mit Frau Dr. Julchen;0), Sportstunde mit der Zipline, Hygieneratschläge eines anderen Kontinents im Umgang mit dem allgegenwärtigen Schreckgespenst Corona , und der Regen und die Nebelschwaden krochen förmlich aus euren Zeilen! Ist ja schließlich auch bald 🎃…! Das ist alles so faszinierend ,und ihr habt es so schön in Bild und Schrift festgehalten! Ich freu mich für euch! Hier wartet alles gespannt auf neue Nachrichten im Coronadschungel, mal sehen , ob sich der Nebel der Undurchsichtigkeit hinsichtlich der unterschiedlichen Richtlinien der einzelnen Länder hebt… Nachdem auch ich heute meine Dusche von oben beim Gassipfützenhopping schon zum Waschen nutzen konnte, meine nassen Wanderschuhe ihren wohlverdienten Feierabend bei kuscheligem Holzofenfeuerchen verleben dürfen und Mäxi erschöpft im Körbchen schnarcht , werd ich die Zeit nutzen und geschwind das ein oder andere von euch schon erlebte Land besuchen , trocken und warm und bequem auf eurem Blog… Allzeit frohes Faultiersuchen, allzeit gesunde Füße, allzeit, ach alles, was es braucht für euch! Seid umarmt, von der ganzen Familienbande!

  2. Hallo liebe Julia und Sebastian, ihr habt ja jetzt schon so super viele super tolle Fotos von eurer Reise veröffentlicht! Man würde am liebsten hinterher reisen. Genießt die Zeit. (Mir fällt auf, dass ihr am liebsten eure Rückenansicht ablichtet 😉 ) bleibt gesund! liebe Grüße sendet euch Sylvia

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