Große Vögel, kleine Meerkatzen…

…unsere letzten Tage auf der Straße!

Zu Beginn möchten wir kurz folgendes anmerken, bzw. euch darüber informieren. Es ist Freitag. Es ist früher Abend. Es scheint die Sonne. Eine Flasche Rose ist leer. Wir hoffen dennoch sehr, euch informativ und ein wenig lustig unterhalten zu können…

Aus der Bustour durch Johannesburg wurde nichts. Warum? Regen. Und warum noch? Bedenken. Als wir am Morgen aufgewacht waren, sah es sehr nach Regen aus. Zudem hatten wir am Tag zuvor schon Hagelkörner so groß wie Heidelbeeren, das wollten wir nicht unbedingt im dachlosen Bus erleben. Und ihr erinnert euch sicherlich noch an die Passage des letzten Beitrages hinsichtlich der gefährlichsten Stadt der Welt? Ja… Wir hatten einige Bewertungen über die Bustour in Johannesburg gelesen. Ein Kommentar, bei dem die Gäste mitten in der Stadt, trotz Begleitung durch eine Aufsichtsperson des Busunternehmens, überfallen wurden, Passanten nicht zu Hilfe kamen und die Überfallenen noch auslachten, machte uns nachdenklich… Die Kriminalität in Südafrika darf man nicht unter den Tisch kehren. Am Vortag hatte auch unsere Gastgeberin uns noch geraten, bei der Bustour nicht auszusteigen, sondern die Stadt wirklich nur vom Bus aus zu erleben. Das, und der o.g. Kommentar aus dem vergangenen Jahr, und eben das schlechte Wetter hatten uns dann dazu bewogen, nicht mit dem Bus die Stadt zu erkunden, sondern einfach einen Gammeltag einzulegen und den Tag mit einer Flasche Wein und einem guten Gespräch mit Rob und Jill ausklingen zu lassen.

Am nächsten Morgen hieß es Abschied nehmen. Nicht so überstürzt wie im März 2020, dennoch nicht weniger emotional.

Für uns stand ein laaanger Fahrtag an. Laut Navi ging es für uns über sieben Stunden durchs Land. Bis nach Middleburg. Hier hatten wir eine Zwischenübernachtung, bevor es am nächsten Morgen für uns weiter ging. Middleburg ist nicht weiter erwähnenswert. Dafür aber der nächste Tag.

Wir besuchten Graaf Reinet, eine Kleinstadt in der Großen Karroo. Die Große Karroo, so nennt man die Halbwüste im Landesinneren. Die Landschaft selbst erinnerte sehr an den Süden Namibias. Graaf Reinet beeindruckte durch alte kapholländische Gebäude aus der Kolonialzeit mitten in der Wüste. Aber nach wenigen Minuten hatten wir die Hauptstraßen der Stadt auch schon abgefahren und es ging für uns in den Camdeboo National Park. Hier machten wir uns auf die Suche nach dem Valley of Desolation. Das Valley of Desolation ist für seine Weite und für seine Gesteinsformationen bekannt. Und für seinen tollen Blick auf Graaf Reinet. Die Steinsformationen waren über tausende von Jahren hinweg durch das Wechselspiel zwischen heiß und kalt entstanden. Aufgrund der enormen Temperaturschwankungen hier war der Stein zerbröselt und es waren die genannten Gesteinsformationen entstanden. Wir wanderten durch diese groteske Landschaft und fuhren im Anschluss noch eine kleine Runde durch den restlichen National Park, wo es verschiedene Antilopenarten zu sehen gab. Wir müssen aber auch zugeben, dass wir nach Elefanten, Nashörnern und Löwen von den überall im Land vorkommenden Antilopen nur mäßig beeindruckt waren. Sind wir verwöhnt? Vielleicht…

Weiter ging es durch beeindruckende Landschaft nach Beaufort West, wo wir die nächste Nacht verbrachten.

Am nächsten Morgen machten wir uns von Beaufort West aus auf den Weg nach Oudtshoorn. Wir fuhren nach einer Empfehlung über den Swartbergpass. Zunächst ging es über eine Stunde über Schotterpiste durch einsame Wüstenlandschaft. Das war herrlich, erinnerte es uns doch so sehr an unseren Roadtrip durch Namibia. Die Fahrt endete zunächst in Prince Albert, einer kleinen Gemeinde am Fuße der Swartberge. Hätten wir gewusst, wie lauschig und gemütlich dieses Dorf ist, hätten wir hier einen Tag verbracht. Aber so machten wir einen kurzen Kaffee-Stop und fuhren weiter in die Berge.

Der Pass hat uns beeindruckt. Zunächst ging es durch enge Schluchten, bevor sich die Straße den Berg hinauf wandte und uns tolle Ausblicke bot.

Nach dem Pass ging es weiter durch Oudtshoorn, einer kleinen Stadt mitten im Nirgendwo, und von dort aus in ein einsames Tal, nach Lategansvlei.

„Da schenkt man seiner Freundin mal einen Strauß und sie ist trotzdem unzufrieden. Mimimi, der ist so groß. Mimimi, der macht alles kaputt. Mimimi, der kackt alles voll…“

Wir haben eine Straußenfarm besucht! Die deutschen Auswanderer Dario und Carmen haben hier mitten im nirgendwo eine Straußenfarm übernommen und auch Übernachtungsmöglichkeiten angeboten. Nach unserer Ankunft ging es für uns mit Dario über die Farm. Er erklärte uns viel über die Tiere und deren Leben. Ein männlicher Strauß bringt zum Beispiel 135 Kilo auf die Waage, jedoch hat man von ihm nur rund 25 Kilo Fleisch, das in den Verkauf gehen kann. Julia fand ja eher die Info, dass das Gehirn eines Straußes kleiner als sein Auge ist, interessant und nennt Basti nun öfter mal Straußen- statt Spazenhirn… Nunja, die Fütterung der Straußen war für uns definitv ein Erlebnis und am Abend durfte Julia noch beim Einfangen der Straußenkücken helfen. Die sehen aus wie geplatzte Kissen oder Wattebäusche und sind sooo fluffig…

Dario und Carmen haben aber nicht nur ihre Straußenfarm und die Gästezimmer. Sie haben über die Jahre ebenfalls tolle Projekte für die Community ins Leben gerufen. Hier in der ländlichen Gegend auf ihrem Grundstück entstand zum Beispiel ein Fußballfeld samt Fußballverein, der für die Bewohner eine tolle Sache ist. Dario, der absolut fußballbegeistert ist, trainiert die Kids und sie fahren sogar zu Turnieren. Außerdem gibt es mittlerweile auch ein Volleyballfeld, das ebenfalls gut angenommen wird. Irgendwann haben sie dann angefangen Kinoabende zu organisieren, welche regelmäßig statt finden und gut besucht werden. Das ganze läuft über eine sogenannte NPO, also Non-Pfofit-Organisation, die sie gegründet haben. Für die Frauen der Community wurde ein Nähkreis gegründet, den die liebe Lara leitet, die auch in dem Tal lebt. Die Damen lernen nähen, bekommen Hoffnung und zwei der Frauen haben dadurch nun sogar Arbeit gefunden, da sie mittlerweile so gut nähen. Sie nähen unter anderem wiederverwendbare Abschminkpads, die man kaufen kann. Mit dem Erwerb unterstützt man das Projekt und vermeidet durch die Wiederverwendbarkeit Müll. Außerdem nähen sie für die Aktion „Platz im Koffer“, über die auch die Abschminkpads zu ihrem Käufer gelangen, noch etwas weiteres in unseren Augen sehr sinnvolles. Und zwar waschbare Binden, die in ein Sanitärpäckchen für Frauen und Mädchen gepackt werden, samt Seife. Man kann, wenn man möchte, ein solches Täschchen sponsern, indem man 100 RSA, umgerechnet um die 6 €, spendet. Damit bekommt eine Frau oder ein Mädchen ein solches Set. Die Stoffe oder Stoffreste werden zum Teil von Leuten, die Platz im Koffer haben, nach Südafrika transportiert. Wer sich jetzt fragt, warum das eine so gute Unterstützung ist, hier eine kurze Erklärung: Oft reicht das Geld der Familien nicht aus, um monatliche Hygieneartikel für die Mädchen und Frauen zu kaufen. Man kann sich das in Europa gar nicht vorstellen. Das Ergebnis ist, dass die Mädchen also einmal im Monat circa eine Woche auch nicht in die Schule gehen. So verpassen sie übers Jahr verteilt in Summe viel Unterricht und tun sich schwer alles an Stoff aufzuholen oder bleiben irgendwann ganz fern. Wir finden es toll, was da im Tal von Lategansvlei entstanden ist und sich immer weiter entwickelt. Wir waren dankbar, dass Dario sich die Zeit genommen hat uns alles gezeigt hat. Man merkte richtig seine Begeisterung und wie er für die Projekte brennt.

Am nächsten Morgen klingelte unser Wecker sehr zeitig. 05.00 Uhr stand auf dem Display. Aber diesmal mussten wir tatsächlich so früh los, da diejenigenn, die wir besuchen wollten, mit Sonnenaufgang aus ihrem Bett kriechen. Wir hatten eine Erdmännchentour gebucht. Unser Guide hatte uns nach einem Kaffee ins Auto verfrachtet und war mit uns zur Erdmännchenkolonie gefahren, wo auch schon das erste Erdmännchen total apathisch vorm Höhleneingang saß. Leider waren wir von dieser Tour, die uns von unserem Gastgeber empfohlen worden war, wenig begeistert. Vielleicht waren unsere Erwartungen zu groß. Wir standen mit unserem Geländewagen in großem Abstand zu den Höhlen und warteten auf die kleinen Tiere. Wir haben hier erfahren, dass die Tiere sich des Nächtens als Familienverband zusammen in ihre Höhle kuscheln und gegenseitig wärmen. Der erste, der morgens wach ist, muss raus aus der warmen Höhle. Das Tier setzt sich dann in die ersten Strahlen der Morgensonne und wird so langsam wach. Wer von uns kennt das nicht? Julia ist da ja nicht anders, wenn sie morgens ihre Zeit braucht, um in die Gänge zu kommen… Sie ist da den Erdmännchen leicht ähnlich. Was ab und zu früh morgens zu Interessenskonflikten führt, da Basti eher Typ hyperaktives Eichhörnchen ist. Während also das Erdmännchen da so sitzt und langsam wach wird, wird die Umgebung sondiert, ob denn alles sicher ist, um die anderen rauskommen zu lassen. Sobald alles sicher ist, kommt der Rest der Familie raus und beginnt mit der Futtersuche. Ein Tier passt immer auf, der Rest sucht Futter. „Leider“ hatten die Tiere bei unserem Besuch Nachwuchs. Leider, weil der Ranger aufgrund dessen nicht so nah an die Tiere ran konnte und leider, weil die Tiere in dieser Phase noch vorsichtiger sind als eh schon. Aus irgendeinem Grund waren die Tiere kurz nach ihrem Erscheinen schon wieder fluchtartig verschwunden und hatten sich dann lange Zeit nicht mehr sehen lassen und die Tour war dann auch irgendwann leider zu Ende. Schade, aber zumindest kurz hatten wir die putzigen Tiere beobachten können. Und wir hatten das glückliche Erlebniss, dass uns am Vortag drei Tiere zufällig beim Spielen vors Auto gelaufen waren. Ja, wir konnten noch bremsen, keine Sorge :o).

Dario hatte uns nach dem Frühstück noch einige Dinge erklärt und gezeigt, für die Carmen und er verantwortlich sind. Die beiden setzen sich ehrenamtlich für die Leute in ihrem Tal ein. In einem späteren Beitrag wollen wir noch mehr zu der Arbeit der beiden schreiben, die uns doch sehr beeindruckt hat.

Von Oudtshoorn ging es für uns auf die Route 62. Man sagt, die USA haben die legendäre Route 66, Südafrika hat dafür die Route 62. Die sind wir also auch entlang gefahren und haben in einem amerikanisch angehauchten Diner an der Straße Rast gemacht, dem Diesel & Cream.

Weiter ging es nach Montagu, wo wir die nächste Nacht verbrachten.

Von Montagu ging es gestern dann nach Somerset West. Der Kreis schließt sich. Wir sind zurück in der Unterkunft, die wir schon zu Beginn unseres Südafrikaaufenthaltes hier bewohnt haben. Das Auto, unser treuer Toyota, der uns 8075 Kilometer tapfer durch das Land begleitete, ist abgegeben. Wir werden nun die nächsten Wochen hier verweilen. In dieser Zeit wollen wir unsere Weiterreise planen, da unsere Aufenthaltserlaubnis Ende März ausläuft. Ebenso wollen wir aber jetzt auch hier die Dinge entdecken, die uns zu Beginn der Reise aufgrund der Restriktionen noch verwehrt blieben. Weingüter und Strände :o). Und außerdem wollen wir noch ein bisschen die Zeit hier genießen. Mal sehen, was es aus Südafrika noch Spannendes zu berichten gibt… ;o)

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