… Südafrika
21.03.2020 – Sechzehnter Eintrag
Wie angekündigt waren unsere letzten Tage tendenziell ruhig, betreffend, was wir so erlebt haben, aber dennoch sehr aufregend und aufwühlend in Bezug auf das, was passiert ist.
Zu Beginn waren wir sehr positiv und neugierig auf das, was uns in Südafrika erwarten würde. Und dann überschlugen sich die Ereignisse.
Los ging es damit, dass der südafrikanische Präsident verkündete, alle Grenzen zu schließen. Niemand sollte mehr in das Land kommen, um eine weitere Einschleppung und Verbreitung des Corona-Viruses zu verhindern. Weiter wurden hier im Land Schulen und Kindergärten geschlossen. Es wurde super schnell reagiert, was absolut richtig ist. Und wir merkten, dass etwas im Gange war…
Tags darauf sprach unser Außenminister Heiko Mass eine weltweite Reisewarnung aus und das größte Rückholprogramm im Ausland gestrandeter Reisender lief an. Wir wollten grundsätzlich trotzdem erstmal abwarten und bleiben, nicht unnötig weiter reisen. Also hatte diese Reisewarnung zunächst nur die eine Auswirkung auf uns: Laut unserer Versicherungsbedingungen würde unsere Auslandskrankenversicherung aufgrund der Reisewarnung innerhalb von 14 Tagen erlöschen und wir hätten nur diese Zeit um nach Deutschland zurück zu fliegen.
Im Gespräch mit unseren Gastgebern hier und eigenen Recherchen kamen wir dann aber zu dem Schluss, dass, wenn der Virus hier in Südafrika ankommt und sich verbreiten würde, die Folgen verheerend sein könnten. Ein nicht ganz so gut aufgestelltes Gesundheitssystem, zudem viele Einheimische, die einfach Angst haben aufgrund der hohen Erkrankungsrate an HIV hier und miserablen hygienischen Bedingungen in den Townships. Und wir können es verstehen. Breitet sich das Virus erstmal hier in den Townships aus, könnte es katastrophal weiter gehen. Für uns ergaben sich nun zwei neue Möglichkeiten. Entweder, nach Hause (was bei Erlöschen der Krankenversicherung nötig werden würde, da wir nicht ohne Versicherung reisen möchten) oder das Land verlassen und z.B. nach Australien.
In den nächsten Tagen wurde uns diese Entscheidung abgenommen. Auch Australien hat seine Grenzen geschlossen. Unsere Versicherung bleibt zwar weiter bestehen, aber aufgrund der eindringlichen Warnung unserer Regierung, von Einheimischen, sowie von hier lebenden Deutschen scheint es – vernünftig betrachtet – unausweichlich nach Deutschland zurück zu kehren und unsere Reise zumindest zu pausieren.
Wir haben uns entschlossen, schweren Herzens zurück zu fliegen. Wir haben noch einen Flug gefunden und haben gebucht. Wenn alles glatt geht, werden wir am 25.03.2020 zurück in Deutschland sein. Obwohl es „nur noch“ drei Tage bis zum Abflug sind, ist noch alles ungewiss, da täglich Flüge gecancelt werden.
Unsere Gedanken und Gefühle, all das, was uns gerade durch den Kopf geht, kann man nur schwer in Worte fassen. Nach vielen Jahren voller Entbehrungen in vielerlei Hinsicht war im Januar endlich der Tag gekommen, auf den wir so lange hingefiebert hatten. Und nun, keine drei Monate später, haben wir einen Dämpfer bekommen. Man kann niemandem die Schuld daran geben, es ist, wie es ist, aber „wer weiß, wofür es gut ist“ können wir nicht mehr hören. Wir dürfen jetzt einfach mal traurig, sauer, wütend, enttäuscht, was auch immer sein.
Unsere Tage hier waren sehr eintönig. Wir waren viel am Handy um auf dem Laufenden zu bleiben, haben aber heute sogar mal in der Sonne gelegen, uns im Pool abgekühlt, Karten gespielt, sind zum Einkaufen gelaufen, haben viel mit unseren Gastgebern gesprochen. Wir sind unendlich froh, dass wir in dieser Situation so eine tolle Unterkunft und solch herzliche Gastgeber gefunden haben. Sie kümmern sich rührend und sind einfach nur lieb. Glück im Unglück. Und jetzt warten wir und sehen, was passiert und wie es weiter gehen wird.
Wir möchten auch in den nächsten Wochen diesen Blog, der für uns ja auch ein Reisetagebuch ist, weiterführen. Wir wollen uns zurück in Deutschland für zwei Wochen in Selbstisolation begeben. Aktuell geht es uns gut, wir sind gesund und sind uns auch eigentlich sicher, dass wir das Virus nicht haben. Aber wir wollen auch auf Nummer sicher gehen, dass wir uns am Flughafen oder während dem Flug nicht anstecken und dann womöglich unsere Lieben zu Hause gefährden.
Wir halten euch auf dem Laufenden. Passt auf euch auf, bleibt gesund und bitte bitte bleibt zu Hause!

16.03.2020 – Fünfzehnter Eintrag
So, es hat tatsächlich alles geklappt, wir sind in Johannesburg angekommen.
Gestern morgen um 04.30 Uhr hat unser Wecker nach einer sehr sehr kurzen Nacht geklingelt. Sehr sehr kurz (Julchen 2 Std., ich 4 Std. Schlaf…), da die Hunde in der Nachbarschaft mitten in der Nacht auf die Idee kamen, uns ein Abschiedslied zu heulen und das wollten wir uns ja auch nicht entgehen lassen. Wir „genossen“ dieses kleine Konzert und selbst das Julchen begann Mordgedanken zu hegen.
In der Dunkelheit ging es mit unserem Leihwagen ein letztes mal an der Mauritischen Küste entlang zum Flughafen. Dort lief alles reibunglos und unser Flieger startete pünktlich nach La Rèunion. Genügend Platz gab es auch im Flieger. Ein kleines Highlight von Mauritius konnten wir uns nun tatsächlich doch noch von oben anschauen. Leider konnten/durften wir nicht fotografieren, aber vom Flieger aus hatten wir einen guten Blick auf den so genannten Unterwasserwasserfall von Mauritius. Einfach bei Google eingeben und staunen.
Auf La Rèunion verlief der Umstieg dann auch unspektakulär und die Reise ging weiter nach Johannesburg, der größten Stadt Südafrikas.
Wir landeten mit einem unguten Gefühl. Wir waren nervös. Würden wir ins Land einreisen können, werden wir vielleicht zurück geschickt oder in Quarantäne gesteckt? Alles möglich. Und dann: nichts. Es wurde nur mit einer Wärmebildkamera Fieber gemessen. An der Passkontrolle gab es den Einreisestempel (diesmal mit 90 Tagen Aufenthaltsdauer, wir haben dazu gelernt ;o)) und schon waren wir im Land. Easy. Für uns fast schon zu einfach in der jetzigen Zeit, aber wir waren froh, dass es keine Probleme gab.
Mit dem Taxi ging es in unsere Unterkunft. Der supernette Taxifahrer hat uns gut unterhalten. Einen seiner Bucketlistmomente hat er uns auch verraten: Einmal Mercedes Benz in Stuttgart besuchen. Hatten wir so auch noch nicht gehört, aber jeder Mensch hat ja seine eigenen Träume ;o).
Jetzt leben wir erstmal für eine Woche bei einem netten älteren Ehepaar. Wir haben eine kleine süße 1-Zimmer-Wohnung mit großem Balkon für uns und dürfen auch den Pool mitbenutzen. Hier werden wir es die nächsten sieben Tage sicher gut aushalten. Denn wir haben uns dazu entschlossen, mal ein paar Tage länger an einem Ort zu bleiben und die aktuelle Situation weiter zu verfolgen. Wir wollen die Stadt erkunden, soweit es möglich sein wird, miterleben, wie es sich hier lebt, in Ruhe ein paar Sachen erledigen (mal wieder ausschlafen zum Beispiel :o)) und unsere Reise durch Südafrika planen. Außerdem natürlich die aktuellen Entwicklungen beobachten, nachdem Corona nun auch hier immer mehr zum Thema wird und ab morgen die Grenzübergänge, Flughäfen und Seehäfen fast komplett geschlossen werden sollen.
In den nächsten Tagen wird es bei uns also eher etwas ruhiger zugehen.
Auch wenn unsere Worte jetzt eher unbeschwert klingen, auch wir machen uns natürlich unsere Gedanken. Es ist schwierig gerade abzuschätzen, was als nächstes passiert und was das Richtige ist, gerade in Bezug auf das Reisen. Wären wir erst in den letzten Tagen aus Deutschland gestartet, hätten wir das wahrscheinlich gecancelt bzw. verschoben. Jetzt sind wir aber bereits seit über 2 Monaten unterwegs, waren in Ländern in denen das Virus noch nicht angekommen war und waren auf der Weiterreise immer sehr vorsichtig. Wir wollen aber trotzdem auf keinen Fall aus irgendeinem Grund dazu beitragen, dass die Verbreitung voran schreitet, deswegen bleiben wir jetzt erstmal hier (ok, weiter kommen gestaltet sich ja eh eher schwierig aktuell ;o)). Wir werden abwarten, wie es sich entwickelt, und dann aus der Situation heraus entscheiden, was wir unternehmen können oder was wir lieber unterlassen. Wir versuchen besonnen mit all dem umzugehen, kopflose Panik, die uns eher Angst und Bedenken macht, bringt gerade keinem etwas. Uns erschreckt die Rücksichtslosigkeit vieler aktuell in Europa, was wir so mitbekommen haben, angefangen von Hamsterkäufen, Klauen von Desinfektionsmittel in Krankenhäusern und so weiter… Die Einschränkungen sind sicher hart und man mag gar nicht daran denken, welche Konsequenzen in anderen Bereichen aus der ganzen Geschichte noch resultieren. Auch wir haben uns das alles sicher ganz anders vorgestellt, als wir nach 4 zeitweise nicht einfachen Jahren Vorbereitung endlich los durften, aber es ist momentan sicher sinnvoll um das Tempo der Weiterverbreitung etwas einzudämmen.
Wir versuchen trotz allem jetzt mal das Beste daraus zu machen, wir werden weiterhin berichten, wie es bei uns aussieht (es sei denn ihr sagt, ihr wollt das eigentlich gar nicht lesen, weil ihr momentan einfach mit anderem zu kämpfen habt…?) und einfach mal sehen, was wir hier so erleben dürfen.
Wir sind in Gedanken oft bei euch zu Hause, hoffen, es geht euch allen gut und ihr übersteht diesen Ausnahmezustand, der hoffentlich nicht allzu lange andauern wird.
Ach ihr Lieben,
….so schön geschrieben….ja, das ist momentan auch für euch kein einfaches „Nur chillen“ mehr… Eure Gedanken laufen in alle Richtungen, keiner kann ja voraussagen, wie sich die „Coronawelle“ weiterentwickeln wird. Besonnenheit und Vermeidung von Panikmache ist das eine, aber das dumpfe Gefühl im Magen bleibt sicher.
Ich denke, eure Pläne klingen nachvollziehbar und bedacht gewählt. Ein paar längere Tage Ausruhen und Beobachten, was sich in der Welt tut, und dann entscheiden, wohin eure weitere Reise geht…Macht euch einigermaßen entspannte Tage, schlaft euch schön aus und bleibt optimistisch und vor allem :gesund!!!
Aus dem frühlingshaften good old Germany schicken der gesamte Clan ganz viele liebe Grüße, seid umarmt!