Der Tisch ohne Decke…

…Sommer in Kapstadt!

Nach unserem letzten faulen Tag ging es für uns am Samstag mit dem Auto nach Kapstadt. Genauer gesagt in den Stadtteil Woodstock, der als aufstrebender und hipper Stadtteil gilt und der stark im Kommen sein soll. Hier findet samstags auf dem Gelände einer alten Keksfabrik ein Nachbarschaftsmarkt statt, den wir uns anschauen wollten. Auf dem „Old Biscuit Mill Market“ gab es einiges zu sehen. Neben fest installierten Geschäften, die viele Souveniers verkauften, gab es auch eine Markthalle, wo es Essen aus aller Welt gab. Der Markt war anders, als all die anderen Märkte, die wir bislang auf unserer Reise besucht hatten, aber es hatte natürlich auch etwas für sich, zwischen all den hippen und besonderen Menschen durch die Stände zu bummeln. Gekauft haben wir nichts, aber natürlich was gegessen :o).

Nach dem Marktbesuch zog es uns in die Innenstadt von Kapstadt. Wir wollten eigentlich die Long Street, normalerweise in Nicht-Corona-Zeiten die Shopping- und Ausgehmeile von Kapstadt, entlang schlendern und die Stadt auf uns wirken lassen. Allerdings waren wir keine fünf Minuten dort. Die düstere Straße, die teilweise heruntergekommenen und dreckigen Gebäude und sehr offensiv bettelnden und einem folgenden Menschen machten uns Unbehagen. Wir hatten kein gutes Gefühl und sind schnell wieder weg, in einen anderen Stadtteil, der für seine bunten Häuser bekannt ist. Das Bo-Kaap. Ein Stadtteil, in dem früher muslimische Sklaven unterhalb des Signal Hills lebten. Noch heute ist das Viertel von deren Kultur geprägt. Aber auch hier hielten wir uns nicht sehr lange auf. Zwar waren es wirklich schöne bunte Häuschen, aber auch hier stieg wieder ein beklemmendes Gefühl in uns auf. Und da wir im Laufe unserer Reise gemerkt haben, dass wir uns öfter auf unser Bauchgefühl verlassen sollten, verließen wir auch diese Gegend schnell wieder.

Wir wissen, dass auch diese Seite zu Südafrika dazu gehört und sicher macht die Corona-Situation und der hier sehr lange andauernde Lockdown im letzten Jahr das alles nicht besser. Wir denken, wenn man andere Länder bereist, vor allem deutlich ärmere, sollte man sich bewusst sein, was einen erwartet. Wir waren uns dessen bewusst, aber es ist trotzdem hart vieles zu sehen. Einerseits bereisen wir dieses wunderschöne Land mit seiner tollen Natur und auf der anderen Seite sieht man aber auch all die Probleme hier. Vor allem diese wahnsinnig große Schere zwischen arm und reich ist hier so deutlich ausgeprägt, was einen schon zum Nachdenken anregt. Uns geht es so gut im Vergleich und irgendwie möchte man helfen, aber dann liest und hört man wieder, dass man das Betteln nicht unterstützen soll, weil ja so das Grundproblem nicht gelöst wird. Aber das schlechte Gewissen bleibt.

Irgendwie hatte das nun doch auf unsere Stimmung gedrückt und wir wollten wieder raus aus der Stadt. Also fuhren wir an der Küste entlang nach Kirstenbosch, ein weiterer Stadtteil am Fuße des Tafelberggebirges. Warum es uns dorthin zog? Der botanische Garten in Kirstenbosch zählt zu den schönsten der Welt und so verbrachten wir den Nachmittag hier in Mitten wunderschöner Natur. Wir streiften mehrere Stunden durch die große Parkanlage, lagen auf der Wiese, saßen auf Bänken, genossen das Wetter und den Ausblick, bevor wir dann am Abend um 18.00 Uhr raus musste, da der Garten schloss. Ein schöner und entspannter Tagesausklang nach einem etwas holprigen Beginn.

Am Sonntag wussten wir nicht so recht, was wir anstellen könnten. Also haben wir uns einfach in unser Auto gesetzt und haben das bergige Hinterland von Kapstadt erkundet. Wir machten uns auf den Weg nach Franschhoek und Paarl. Franschhoek ist eine französisch geprägte Kleinstadt umgeben von Weinbergen. Nicht so schön wie die unterfränkischen Weinberge, aber anders schön. Wir schlenderten kurz durch das verschlafene Nest und aßen spontan lecker zu Mittag, bevor es für uns weiter ging.

In Franschhoek gäbe es eigentlich eine „Wein-Straßenbahn“. Mit dieser kann man vom Städtchen aus die umliegenden und an der Strecke liegenden Weingüter besichtigen, ohne selbst fahren zu müssen, was von Vorteil ist, wenn man eine oder mehrere Weinproben beabsichtigt. Leider sind derzeit viele Weingüter geschlossen und auch die Straßenbahn pausiert aufgrund des immernoch anhaltenden Verbots des Alkoholverkaufes.

Weiter ging unsere Fahrt nach Paarl, eine weitere Kleinstadt im Hinterland. Von Paarl können wir wenig berichten. Wir fanden das Städtchen nicht wirklich schön oder sehenswert, hatten uns auch mehr erwartet. Vermutlich sind die Weingüter im Umland einen Besuch wert, Paarl selbst jedoch unserer Meinung nach nicht.

Für Montag hatten wir uns eine etwas längere Tour vorgenommen. Es sollte in den Norden der Millionenmetropole Kapstadt gehen. Also machten wir uns verhältnismäßig „früh“ (für uns ) auf den Weg.

Zunächst fuhren wir an der Atlantikküste entlang nach Tableview an den Bloubergstrand. Von hier hat man einen tollen Blick auf Kapstadt, den Devils Peak, den Tabelmountain (Tafelberg, daher der Name) und den Lionshead. Auch der Strand sah vielversprechend aus, aber leider sind auch die Strände immernoch gesperrt. Also ging unsere Fahrt weiter. Nächstes Ziel: Darling.

Darling wurde uns von unserer Gastgeberin aus Johannesburg vom März 2021 empfohlen. Ein süßes kleines Städtchen hieß es. Nun ja, Geschmäcker sind verschieden und wir waren eigentlich auch recht schnell durchgefahren.

Auf unserer Weiterfahrt zum West Coast Nationalpark nahmen der Blasendruck und der Kaffeedurst zu. Also folgten wir den Schildern zum nächsten Imbiss an der Straße. Ein wahrer Zufallsfund! Wir fanden ein kleines Landkaffee mit eigener Bäckerei, super Kaffee und dem besten Ciabatta das wir je gegessen hatten (so ein gutes Ciabatta gab es nicht mal in Italien, behaupten wir nun einfach mal, und wir waren oft in Italien! ;o) ).

Kurz darauf kamen wir im Nationalpark an. Tiere gab es hier nicht so viele zu sehen. Dafür Natur pur. Im Frühling muss es hier ein wahres Blütenmeer geben. Aber auch jetzt im Sommer blühten noch einige Blumen. Der Kontrast vom Blau des Atlantiks, dem Weiß des Strandes, dem Türkis der Lagune und dem Grün der Pflanzen war herrlich anzusehen.

Nach dem Nationalpark ging es noch weiter bis nach Paternoster. Ein lauschiges Feriendorf an der Küste. Da die Ferien zu Ende sind, war es wohl noch lauschiger als sonst. Weiß getünchte Häuschen erinnerten an ein griechisches Dorf und das weit weg von Griechenland.

Dienstag wurde unverhofft wieder ein Tag zum Faulenzen. Zwar hatten wir uns extra den Wecker gestellt, um früh los zu kommen und unseren Tagesplan in die Tat umzusetzen, aber schon nach den ersten Kilometern auf unserem Weg zu unserem Ziel stellten wir fest, dass Dienstag nicht der Tag sein wird, an dem wir dieses Ziel in Angriff nehmen werden. Also hieß es auf Mittwoch warten.

Am Mittwoch klappte es dann. Wir bestiegen den Tafelberg, den Hausberg Kapstadts. Warum wir das am Dienstag nicht gemacht haben? Der Tafelberg hing in Wolken, was wir schon von Somerset West aus sahen. Kurz zur Erklärung, woher der Tafelberg seinen Namen hat. Die Form des Tafelberges erinnert an eine Tafel (Tisch), zumindest die flache Spitze des Berges. Durch ein Wetterphänomen ist es oft so, dass das Plateau des Tafelberges (und eben nur der Tafelberg) in einer Wolkenschicht verschwindet. Es sieht aus, als wäre eine Tischdecke auf den Tisch gelegt worden. Es ist eher selten, den Tafelberg ohne Wolken zu sehen. Gut, wir hatten da wohl mal Glück, wir haben den Tafelberg eher selten in Wolken gesehen, aber gut, am Dienstag war er jedenfalls in Wolken und da machte es wenig Sinn, den Gipfel zu erklimmen, wenn man schon von unten sieht, dass man oben nichts sehen wird :o). Also haben wir am Mittwoch den Aufstieg in Angriff genommen.

Clever wie immer starteten wir um 11.30 Uhr. In der Mittagshitze ist kaum jemand so verrückt, eine solch anstrengende Wanderung zu unternehmen und wir hatten den Wanderpfad quasi für uns. Ja, früher wäre besser gewesen, aber lange im Bett rumzuliegen ist halt auch schön. So starteten wir unseren Aufstieg auf dem kürzesten, jedoch auch anstrengensten Weg zum Gipfel. Über uns die Felswand, zu unseren Füßen Kapstadt.

Nach einer halben Stunde wurden wir durch eine laute Explosion aufgeschreckt. Irgendwas war in Kapstadt passiert. Und wir sahen am Signal Hill eine Rauchwolke aufsteigen. Ein Blick auf die Uhr und das Rätsel war gelöst. Offenbar wird traditionell nach wie vor um 12.00 Uhr eine Kanone am Signal Hill abgefeuert. Wir dachten, das hätte sich inzwischen erledigt gehabt. Nun denn, weiter bergauf. Nach rund 2 h hatten wir das 1086 Meter hohe Gipfelplateau erreicht und genossen die Ausblicke auf das Meer, die Stadt und das Umland. Und eine Vesper gab es dann auch an der Felskante, bevor es wieder nach unten ging. Zwar hätte es eine Seilbahn gegeben, um sich den Auf- und/oder den Abstieg zu ersparen, aber wir haben es durchgezogen und sind auch wieder runter gelaufen. Und den Muskelkater hatten wir dann auch noch tagelang gespürt, aber das war es wert.

Den Donnerstag haben wir dann gemütlich zuhause verbracht und unsere Puddingbeine geschont.

Freitags klingelte wieder sehr früh der Wecker. Wir waren für 09.00 Uhr verabredet und mussten noch 45 Minuten zum Treffpunkt fahren. Unsere Gastgeberin hatte uns Ziplining im Hottentots Halland Nature Reserve empfohlen. Bei unserem letzten Ziplining-Erlebnis ins Costa Rica war es für uns ja im strömenden Regen durch den Regenwald gegangen. Nun sollte es über Schluchten hinweg durch eine beeindruckende Landschaft gehen. Und diesmal auch mit Sonnenschein.

Mit einem Geländewagen wurden wir nach unserer Einweisung und Einkleidung quer durch eine beeindruckende Berglandschaft zum Startpunkt gebracht; dem „Kaninchenloch“, wie bei Alice im Wunderland, wo die wundersame Reise begann. Über 11 Rutschbahnen, die bis zu 320 Meter lang waren, ging es über Schluchten, einen Fluss, Wasserfälle, Wiesen und Täler hinweg. Und am Ende sind wir auch wieder heil an unserem Auto angekommen. Ein gelungener Ausflug ohne Regen diesmal :o).

Das war auch erstmal unser letzter Ausflug hier in Kapstadt. Am Freitag Nachmittag hatten wir unseren Leihwagen zurück gegeben. Und unsere Unterkunft noch einmal um fünf Nächte verlängert. Wir nennen unseren aktuellen Zustand „reisemüde“. Wir haben das Gefühl, dass die Welt wieder verrückt spielt und uns das das Reisen schwer macht. Wir haben zwar nicht vor, in der nächsten Zeit das Land hier zu verlassen, aber auch hier sind uns natürlich gewisse Steine in den Weg gelegt. So sind nach wie vor die Strände gesperrt. Und eine Fahrt entlang der berühmten Gardenroute, ohne an den Strände spazieren zu können, ist wohl vergleichbar mit einem Skiurlaub, ohne auf die Pisten zu dürfen. Da fehlt uns gerade etwas die Motivation, ins Auto zu steigen und das Land zu erkunden. Also gönnen wir uns nun noch einmal 10 Tage um einfach auszuschlafen, Karten zu spielen, den Tag am Pool und in der Sonne zu liegen und einfach nichts machen zu müssen. In dieser Zeit werden wir auch keinen Blogbeitrag hier schreiben, da ziemlich sicher nichts Aufregendes passieren wird. Aber wir denken, dass es ab Februar wieder mehr von uns zu hören gibt, wenn wir dann auch wissen, wie unsere weitere Reise durch Südafrika laufen soll.

Bis dahin, bleibt gesund!

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