20 Stunden unterwegs…

…was für ein Tag!

Gestern Morgen ging es für uns weiter. Raus aus den Städten, rein in die Natur. So der Plan. Wir wollten an die Karibikküste im Osten des Landes reisen. Hier sollte es nur 230 Kilometer entfernt von uns aktuell weniger regnen, weite einsame Strände und tolle Natur geben. Mit dem Bus in rund 5 Stunden bequem machbar. Ein Reisetag eben. Doch dann kam alles anders…

Der Staat Costa Rica ist scheinbar pleite gegangen. Um vom Internationalen Währungsfond (IWF) einen Kredit zu erhalten, will die Regierung hier die Steuern teilweise verdreifachen, was nicht nur in der aktuellen Corona-Lage ein ganz schöner Batzen ist. Das gefällt der Bevölkerung natürlich nicht. Also wird demonstriert. Bislang ist das noch nichts anderes, als in Deutschland oder anderen demokratischen Ländern auch. Aber die Demonstranten haben hier auf ein, wie sich herausstellen sollte, sehr eigenes und wirksames Mittel zurück gegriffen. Straßenblockaden. Unangekündigt, wo diese stattfinden sollten. Auf wichtige Verkehrsknotenpunkte im ganzen Land verteilt. Das Land und vor allem der Lieferverkehr sollte blockiert werden, um auf sich aufmerksam zu machen.

Von unserer neuen Gastgeberin, zu der wir reisen wollten, hatten wir erfahren, dass der Fernbusverkehr im Land aufgrund der Straßenblockaden an dem Tag ruhte, an dem wir unterwegs sein wollten. Wie also jetzt an die Ostküste kommen. Online hatten wir in den letzten Tagen und Wochen während unserer Vorbereitung auf Costa Rica eine Deutsche kennen gelernt. Sie organisiert Wohnmobiltouren entlang der Panamerica-Route. Sie war im März nach den Grenzschließungen mit einigen ihrer Kunden letztendlich in Costa Rica gestrandet, hat mit der Gruppe, wie wir finden, wirklich das Beste aus der ganzen Situation gemacht und ist mit wenigen anderen immer noch hier. Sie hatte uns im Vorfeld bereits bei einigen anderen Sachen hinsichtlich der Einreise etc. helfen können und war mit einem Ihrer Kunden zufällig in San Jose, wollte jedoch auch zurück an die Ostküste. Und die beiden waren so lieb und haben uns mitgenommen. Also, Mitfahrgelegenheit gefunden und wir waren sehr sehr dankbar dafür!

So machten wir uns gestern gegen 10.00 Uhr mit ihrem Wohnmobil auf den Weg an die Ostküste.

Long story short: Nach 20 Stunden sind wir heute morgen um 06.00 Uhr an unserer neuen Unterkunft angekommen. Völlig übermüdet und etwas angenervt. Was war passiert? Richtig, Straßenblockaden. Die ersten waren nicht wild. Die Straßen waren gesperrt, die Leute trafen sich an der Straße und alle paar Stunden wurden die Straßen geöffnet und Fahrzeuge durchgelassen. Alles in allem eine friedliche und entspannte Stimmung mit annehmbarem Zeitverlust für uns. Außerdem empfanden wir es anfangs doch auch als kleines Abenteuer, das Ganze so mitzuerleben, hat man ja nunmal nicht so oft. Doch gegen Abend dauerten die Sperren immer länger an und aus anfangs vielleicht 30 – 60 Minuten wurden Stunden, bis wir an der letzten Blockade wirklich stundenlang standen und die Demonstranten auch nicht wirklich Willens waren, uns in absehbarer Zeit durchzulassen. Wir dachten noch, dass die Leute doch auch irgendwann mal müde sein müssten. Weit gefehlt, die haben es durchgezogen. Zum Glück durften wir uns im Wohnmobil etwas hinlegen und konnten kurze Zeit auch mal die Augen schließen. Jeanette und Kari haben tapfer durchgehalten und uns letztendlich irgendwann sicher an unser Ziel gebracht. Wir haben uns sehr gefreut die beiden und ihre Geschichte kennen zu lernen und möchten die Fahrt trotz der widrigen äußeren Umstände definitiv nicht missen.

Und kurz vor dem Ende unserer langen Reise wurden wir dann auch noch mit einem wunderschönen Sonnenaufgang über dem Karibischen Meer belohnt!

Nach schlussendlich 20 Stunden Fahrt ging es um ca. 6:30 Uhr ab unter die Dusche und endlich ins Bett. Nur das mit dem Schlafen gelang uns nicht so recht. Unsere neue Unterkunft könnte man als Blechhütte bezeichnen. Klingt jetzt erstmal interessant und vielleicht nicht so einladend, ist aber super schön. Schlafraum, Badezimmer, Holzwände, Wellblechdach, sehr offen und Lichtdurchflutet mit Veranda und Außenküche, mit Blick auf den Dschungel. Und dazu noch mitten im Grünen. Direkt neben unserem Balkon wächst doch tatsächlich ein Kakaobaum! Wie cool ist das denn bitte ;o) !

Aber eben keine Rollos, gerade heute Baulärm von einer kleinen Baustelle am Nachbaranwesen und der erwachende Dschungel. Eigentlich vollkommen in Ordnung, würde man aufstehen wollen, nur eben nicht so förderlich, wenn man ins Bett möchte.

Den restlichen Tag gestalteten wir nun eher ruhig, da wir uns echt noch richtig gerädert gefühlt haben. Wir haben uns mit den zwei hier wohnenden Katzen angefreundet, waren mit unserer Gastgeberin in der nahen kleinen Stadt Puerto Viejo einkaufen um schonmal einen ersten Eindruck gewinnen zu können und haben unsere nächsten Tage etwas geplant. Was kann man hier erleben, was wollen wir sehen, worauf haben wir Lust, was geht aktuell. Wir werden nun für mindestens fünf Tage hier bleiben und werden die Entwicklung der Lage mal etwas beobachten. Aktuell gibt es hier nämlich kein Benzin in der Ecke, ergo auch keine Busse oder Taxis, die fahren. Aber es gibt Schlimmeres als hier zu stranden…

Wir nennen ihn Salem;o)

Wir werden die Tage die Gegend erkunden und dann mal sehen, wann es die ersten Bilder und Eindrücke von diesem schönen Fleckchen Erde gibt .

Wenn übrigens jemand von euch Interesse an einer Tour die Panamerica entlang haben sollte, dem möchten wir definitiv Jeanette und ihr Team ans Herz legen. Wir haben Bilder und Videos gesehen und denken schon darüber nach, wann wir das denn selbst mal machen könnten;o). Hier mal die Adresse zur Website für Interessierte:

www.panamtour.com

Ein Kommentar

  1. Hola amigos, na sooo ein Glück aber auch!!! Da muss man erst nach costa rica reisen, um den Sagenumwobenen Starbuck Kaffee genießen zu können….verrückte Welt( grins, kenne ja die Vorgeschichte dazu;0) )!!!
    Ja, ihr Lieben, Staus und Streiks gibt es wohl auf der ganzen Welt! Aber schön, dass ihr so nette und hilfsbereite Menschen gefunden habt und ein Abenteuer mehr in eurem Märchenlebensbuch verzeichnen könnt…Es freut mich , dass ihr nun wieder eine schöne Unterkunft gefunden habt, sogar mit Julia‘s Lieblingstier als Zugabe, die Natur quasi mit euch in einem Raum wohnt und es gut zu gehen scheint! Habt viel Spaß beim Erkunden und ich bin schon ganz neugierig auf die Flora und Fauna im nächsten Bericht!
    Hier ist es auch am Regnen, am Winden und Herbsteln, alles ein paar grad kälter, als bei euch , schick euch vom ganzen Hausstand liebe Grüße, ein Wuff vom Mäx und mein schon wohl bekanntes : Bleibt gesund!!!

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